Waldkraiburg: Terrorverdächtiger fuhr mit Bomben im Koffer schwarz

Beim Prozess gegen den 26-Jährigen sagen die zwei Bundespolizisten aus, die ihn stoppten.
von  John Schneider
Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht.
Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht. © dpa

München - War es Zufall oder vielleicht sogar sein heimlicher Wunsch, gestoppt zu werden? Der Bombenleger von Waldkraiburg, der aus, wie er sagt, "Türkenhass" unter anderem ein Lebensmittelgeschäft in Brand gesetzt hatte, fuhr am 8. Mai des vergangenen Jahres mit einem Koffer voller Rohrbomben und Sprengstoff mit dem Zug in Richtung Mühldorf.

Und dass, ohne den nötigen Fahrschein zu lösen. Prompt wurde er beim Schwarzfahren erwischt und am Bahnhof Mühldorf kontrolliert. Auf die Beamten der Bundespolizei machte er dabei den Eindruck, als ob er froh wäre, dass die Sache ein Ende findet.

Angeklagter soll türkische Geschäfte angezündet haben

Er wirkte irgendwie teilnahmslos auf sie, berichtet es eine Polizistin vor Gericht über ihren Eindruck von dem Mann, der an vier Stellen in Waldkraiburg türkische Einrichtungen und Geschäfte attackierte. Die Ankläger werfen ihm unter anderem versuchten Mord in 31 Fällen vor. Und er soll weitere Anschläge geplant haben.

Vor Gericht ist der 26-jährige möglicherweise psychisch kranke Mann geständig. Er habe jahrelang Propaganda-Videos der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) geschaut und sich dadurch "unterbewusst radikalisiert", sagte er beim Prozessauftakt. "Ich bereue die Taten sehr. Das war einfach so ein Tunnelblick."

Als ihn die Bundespolizei am 8. Mai zur Dienststelle mitnitnahm, sprudelts es aus ihm heraus. "Ein komplettes Geständnis" nennt es ein Bundespolizist, der am Dienstag im Zeugenstand aussagt. Kurios: Der Angeklagte habe ihn noch gefragt, ob er jetzt die 3.000 Euro Belohnung bekomme. Der Prozess wird fortgesetzt.

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