Wahn und Wirklichkeit: Brandstifter fühlte sich gemobbt
München - Mit gebeugtem Kopf hört der Mann auf der Anklagebank zu, was ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft. Der große Kerl mit dem gemusterten Hemd wirkt dabei stark in sich gekehrt. In seiner eigenen Welt. Aber er reißt sich zusammen und antwortet später so gut er kann auf die Fragen der Richter – wenn auch sehr monoton und leise.
Staatsanwaltschaft will dauerhaften Psychiatrieaufenthalt
Karl T. (35, Name geändert) wird beschuldigt, Menschenleben in Gefahr gebracht zu haben. Der psychisch kranke Mann hat am 11. August 2019 während seines Aufenthalts in der Diakonieeinrichtung in Herzogsägmühle (Kreis Weilheim-Schongau) sein Kopfkissen mit seinem Feuerzeug in Brand gesetzt. Das Feuer griff auf Matratze und das hölzerne Bettgestell über. Aber da war Karl T. schon nicht mehr in seinem Zimmer. Ein Nachbar hörte den Brandalarm. Er und eine Betreuerin bekämpften das Feuer mit mehreren Eimern Wasser und einem Feuerlöscher. Erfolgreich. Niemand wurde verletzt, der Schaden (5.000 Euro) hielt sich in Grenzen.
Der Vorsitzende Richter Thomas Bott versucht, den Hintergrund der Tat zu erfragen. So richtig verstehen kann Karl T. seine Tat aber selber nicht. In seinem Kopf ging es chaotisch zu. Wahn und Wirklichkeit konnte der an paranoider Schizophrenie leidende Mann nicht mehr unterscheiden. Er habe sich von anderen Patienten der Herzogsägmühle gemobbt gefühlt, berichtet er am Montag.
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt ihn der versuchten schweren Brandstiftung. Sie will in dem Verfahren erreichen, dass der 35-Jährige dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht wird. Der Prozess wird fortgesetzt.
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