Waffenbesitzer geben ihre Knarren ab

Das KVR hatte dazu aufgerufen, jetzt zeigt die Aktion erste Erfolge: In den vergangenen zwei Wochen sind bereits 163 Schießeisen bei der Behörde, bei der Polizei und im Waffenhandel abgegeben worden. Nach der Bluttat im Landgericht Landshut ist die Debatte um schärfere Gesetze und Kontrollen neu entflammt.
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KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle in der Waffenkammer des Kreisverwaltungsreferats.
Daniel von Loeper KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle in der Waffenkammer des Kreisverwaltungsreferats.

MÜNCHEN - Das KVR hatte dazu aufgerufen, jetzt zeigt die Aktion erste Erfolge: In den vergangenen zwei Wochen sind bereits 163 Schießeisen bei der Behörde, bei der Polizei und im Waffenhandel abgegeben worden. Nach der Bluttat im Landgericht Landshut ist die Debatte um schärfere Gesetze und Kontrollen neu entflammt.

Wieder war es ein Sportschütze. Wieder nutzte er seine Waffe, um gezielt zu töten. Nach der Bluttat am Dienstag im Landgericht Landshut erhält die Debatte um die deutschen Waffengesetze neuen Zündstoff. Welche Konsequenzen müssen aus dem Vorfall in Landshut und aus dem Amoklauf in Winnenden gezogen werden? Und was hat sich schon getan?

Stichwort Kontrollen :

Bereits vor zwei Wochen hatte KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle angekündigt, die Waffenbesitzer in München bei einer gesonderten Kontrollaktion ins Visier zu nehmen (AZ berichtete). Am Montag gingen Briefe an die 20000 (bekannten) Waffenbesitzer in der Stadt raus. Darin werden sie aufgefordert, nachzuweisen, in welchen Behältnissen sie ihre Schießeisen aufbewahren. Drei Monate lang haben sie dafür Zeit.

Gleichzeitig appellierte der KVR-Chef: „Wenn ihr eure Waffen gar nicht mehr wollt, gebt sie ab.“ Seither hat sich bereits einiges getan. 163 Waffen sind tatsächlich freiwillig abgegeben worden. München rüstet ab. 103 der Waffen sind direkt ins KVR gebracht worden, 41 Stück erhielt die Polizei und 19 wurden im Waffenhandel abgegeben. „Und das ist erst der Anfang der Aktion“, sagt KVR-Sprecher Klaus Kirchmann. Insgesamt gibt es in der Stadt rund 70000 gemeldete Knarren – und mindestens nochmal so viele illegale.

Stichwort Sportschützen:

Der Vater von Tim K., dem Amokläufer von Winnenden, war im Schützenverein. Genauso wie Franz N., der jetzt das Blutbad in Landshut anrichtete. „Die Politik ist durch die Vorfälle gezwungen, zu reagieren – auch wenn die Waffenlobby das ungern sieht“, sagt Peter Schall, Vize-Landesvorsitzender bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

Für den sinnvollsten Vorschlag hält Schall folgende Maßnahme: „Man sollte Munition nur am Schießstand erwerben können.“ Dann müsse aber auch gewährleistet sein, dass der Schütze sie tatsächlich verschießt. Wer ansonsten mit Munition und Waffe erwischt werde, müsse bestraft werden. Schall ist selbst Schütze. Trotzdem sagt er: „Es würde theoretisch auch reichen, mit einer Luftdruckwaffe oder einem Kleinkaliber zu üben, um seine Körperbeherrschung und Konzentration zu schulen.“

Hermann Vogelgsang von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) pflichtet seinem Kollegen teilweise bei. Auch er findet den Vorschlag, die Munition in den Schützenvereinen zu verwahren, „von allen Möglichkeiten die einzige“. Vogelgsang weist aber darauf hin, dass die Einbruchsgefahr dadurch enorm steigt. Davon, gleich auch alle Waffen zentral zu lagern, hält er nichts. „Wer soll das überwachen?“

Stichwort Sicherheit in Gerichtsgebäuden:

Bayerns Justizministerium will Konsequenzen aus der Gewalttat in Landshut ziehen. „Bereits morgen (Donnerstag) wird es eine erste Sitzung in der Sache geben“, erklärte Pressesprecherin Stefanie Rohwinkel am Mittwoch. „Die Ministerin wird mit den Gerichtspräsidenten besprechen, wie eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen aussehen kann. Das hängt aber auch von den jeweiligen örtlichen Begebenheiten ab." Bayerns Gerichte sollten zwar sicherer werden. Es müsse aber das rechte Maß zwischen Sicherheit und freiem Zugang zu den Gerichten gefunden werden. Auch die bayerische Justizgewerkschaft fordert schärfere Kontrollen an den Zugängen der Gerichte. Der Landesvorsitzende Hans-Joachim Freytag fände es am besten, wenn es an jedem kleinen Amtsgericht eine Sicherheitsschleuse gäbe.

lj/jot

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