Vor Gericht: Zauberkünstler lässt Drogen verschwinden

MÜNCHEN - In die Unterhose packte der Mann die Drogen! Doch die Polizei findet sein Versteck. Mit zwei Komplizen soll er Abhängige mit Heroin, Kokain und anderem Stoff beliefert haben
Sie sollen über Jahre die Münchner Szene kiloweise mit in Berlin gekauftem Heroin und anderen Drogen versorgt haben. Doch das angebliche Dealer-Trio, das am Donnerstag auf der Anklagebank der 7. Strafkammer Platz nahm, stritt die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft – unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie vorsätzliche Körperverletzung – zu Prozessbeginn erst einmal weitgehend ab.
In Gang kam das Verfahren am 14. Januar: Der Münchner Zauberkünstler Klaus-Jörg D. (56) war damals mit 14,7 Gramm Heroingemisch und 5,5 Gramm Haschisch am Münchner Hauptbahnhof erwischt worden. Die Ermittler sagen, dass er sich zuvor mit seinem Komplizen Luigi M. (44) per Handy am Sendlinger Tor verabredet hatte. Für 750 Euro wollte er die Drogen abgeben. Luigi M. hatte vor, den sehr guten Stoff dann gewinnbringend weiterzuverkaufen. Ein Deal wie er so oder ähnlich allein im Jahre 2009 22 Mal über die Bühne gegangen sein soll.
Bei der Personenkontrolle im Münchner Hauptbahnhof wurde der Zauberkünstler rabiat. Immer wieder griff er sich in die Unterhose. Wohl um das dort versteckte Heroin zu entsorgen. Er wehrte sich mit Schulter- und Kopfstößen gegen die Polizisten, die ihn mit auf die Wache nehmen wollten. Noch auf der Wache in der Arnulfstraße trat er einem Polizisten mit voller Wucht ans rechte Knie. Bei der Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei dann noch mehr Drogen. Auch diese seien für den Weiterverkauf bestimmt gewesen.
Von Januar 2008 bis Januar 2010 war Klaus-Jürgen D. laut Anklage mit seinem Komplizen Thilo S. (56) nach Berlin gefahren, um dort ihre Heroin- und Kokain-Verkäufer zu treffen. Während Thilo S. allein mit dem Auto aus der Hauptstadt zurückkehrte, nahm Klaus-Jürgen D. jeweils den Zug. Mindestens 300 Gramm pro Deal wechselte in mindestens 25 Fällen für 28 bis 30 Euro das Gramm den Besitzer. In München verkauften die beiden den Stoff für das Doppelte. Nur einen Bruchteil brauchte der Junkie D. für den Eigenbedarf.
Auch nach der Festnahme seines Spezls hörte Thilo S. nicht mit dem lukrativen Geschäft auf. Am 13. Mai ließen ihn die Ermittler dann hochgehen. Als man seinen BMW in der Sonnenstraße in Oberschleißheim stoppte, fanden die Fahnder über 400 Gramm Heroingemisch und 12,8 Gramm Kokaingemisch. Parallel durchsuchte die Polizei seine Wohnung und fanden Amphetamine, Heroin, Kokain und ein Messer, das er laut Anklage einsetzen wollte, falls es bei seinen Rauschgiftgeschäften „Probleme“ geben würde.
Der Prozess wird fortgesetzt. jot