Vor Gericht: das blutige Ende einer "Verwechslung"
München - Ein Missverständnis, eine Verwechslung soll schuld sein an einer Schlägerei, die für ein Opfer mit schweren Verletzungen endete. So stellt es der Angeklagte Khemaies G. (30) dar. Er ist gemeinsam mit seinem Bruder Rami (24) und einem Spezl (23) wegen Diebstahl und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.
So rekonstruierten die Ermittler das Geschehen des 15. Dezember 2013: Die drei jungen Männer waren nach durchgefeierter Nacht sturzbetrunken und suchten in der Tölzer Diskothek „Pistolero“ Streit mit anderen Gästen. Ahmed K. habe zu diesem Zweck eine fremde Lederjacke an sich genommen.
Als um 4.45 Uhr die Lichter angingen, merkte der Eigentümer der Jacke, dass ihm etwas fehlte. Er begann mit einem Freund Michael H. nach der Jacke zu fahnden. Tatsächlich sahen sie wie sich Khemaies G., dem sein Spezl die Jacke offenbar übergeben hatte, sich mit dem guten Stück auf dem Parkplatz davon machen wollte.
Die beiden Freunde stellten den 30-Jährigen zur Rede. Der schlug sofort zu. Michael H. ging zu Boden. Khemaies und sein Bruder sollen dann auf ihn eingetreten haben.
Khemeaies G. gab das gestern zum Prozessauftakt auch zu. Sein Verteidiger Thomas Pfister verlas die Erklärung des 30-Jährigen, der von einer „Verwechslung“ der Jacke und einem „Ausraster“ sprach. Es tue ihm sehr leid. „Die Familie meines Mandanten hat 1000 Euro zusammengekratzt, die er dem Opfer übergeben will“, erklärte sein Anwalt.
Weitere Angaben wollte Khemaies G. nicht machen. Schon weil sein Bruder neben ihm auf der Anklagebank sitzt. Den möchte er nicht weiter belasten. Rami G. und Ahmed K. zogen es gestern vor, zu den Vorwürfen ganz zu schweigen.
Die wiegen schwer. Nach der Attacke auf Michael H. kamen ihm drei Zeugen zu Hilfe, einer ging nach einem Faustschlag schnell zu Boden., Den beiden anderen gelang es, die Brüder am Boden zu fixieren.
Die Situation beruhigte sich auch. Scheinbar. Als der Helfer Alexandros C. aufstand, nutzte Rami G. die Gelegenheit, sprang auf und versetzte dem Zeugen Andrew P., der immer noch auf der Brust seines Bruders kniete, zwei heftige Tritte ins Gesicht. Das Resultat: ein Bruch der inneren Augenhöhle und ein Monokelhämatom.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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