Von München auf dem Weg in den Süden: Eine Würdigung für Italienische Raststätten

An Pfingsten starten viele Münchner wieder in den ersten Italien-Urlaub des Jahres – Zeit für das Ritual des ersten Kaffees an der Autobahn. Und: Zeit für eine Würdigung der italienischen Raststätten.
Felix Müller
Felix Müller
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
14  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Was für eine Architektur! Ein Autogrill mit Autobahn-Aussicht im Norden Italiens.
Was für eine Architektur! Ein Autogrill mit Autobahn-Aussicht im Norden Italiens. © imago

München - Das Wetter hält nicht immer, was man sich an grauen Winter-München-Tagen versprochen hat. Und doch: Wenn man Österreich hinter sich gelassen hat, die Leitplanken auf der Autostrada del Brennero direkt rostig-braun sind und man endlich hinabgleitet in den warmen Süden, dann weiß der Münchner, dass die gute Zeit vor ihm liegt.

Und der erste Ort, die Italien-Sehnsucht konkret zu stillen, ist natürlich die Autobahnraststätte. Wenn drei Münchner beisammensitzen, haben sicher zwei Geschichten zu erzählen, wo der erste Cappuccino, der erste Espresso auf italienischem Boden am besten schmecken. Wahrscheinlicher ist, dass es drei von drei Münchnern sind.

Autobahnraststätten in Italien: "Die Qualität ist deutlich höher als in Deutschland"

Da mag jede Menge touristische Projektion dabei sein – aber ganz bestimmt nicht nur! "Die Qualität ist deutlich höher als an deutschen Raststätten", sagt Sebastian Heinrich. Der bayerisch-berlinerische Journalist ist Italien-Experte, betreibt den Podcast kurzgesagtitalien.de und hat sich intensiv mit den Autogrill-Stationen beschäftigt. "Die Preise sind immer noch deutlich niedriger als oft in Deutschland", lobt Heinrich im Gespräch mit der AZ. Die Autogrill-Panini seien bei den Italienern ein fester Begriff.

Zeugnisse des italienischen Wirtschaftswunders: eine Brückenraststätte zwischen Florenz und Rom...
Zeugnisse des italienischen Wirtschaftswunders: eine Brückenraststätte zwischen Florenz und Rom... © imago

Heinrich kann ausgiebig von den italienischen Raststätten schwärmen – und erklären, warum sich auch für historisch-kulturell interessierte Italien-Urlauber ein zweiter Blick lohnt. "Am spannendsten sind die Brückenraststätten", sagt Heinrich, jene Autogrills also, die sich über die Autobahn spannen. Sie entstanden von Ende der 50er bis Anfang der 70er Jahre und bieten auf den zweiten Blick oft spektakuläre Architektur.

... und der spektakuläre Autogrill Scaligera bei Verona.
... und der spektakuläre Autogrill Scaligera bei Verona. © imago

"Diese Raststätten stehen für den großen italienischen Wirtschaftsboom"

Heinrich sagt: "Diese Raststätten stehen für den großen italienischen Wirtschaftsboom, das Wirtschaftswunder, das einige Jahre nach dem deutschen kam." In jener Zeit sei "in dem bis dahin rückständigen Land ein unglaublicher Wohlstand entstanden". Italien war damals "so sehr Avantgarde wie kein anderes Land", schwärmt Heinrich, "es war die große Zeit des italienischen Kinos, die Zeit, in der die Vespa weltweit exportiert wurde, der Reichtum im Land war plötzlich spektakulär sichtbar und kaum etwas ist so ein Inbegriff dieser Moderne wie diese Raststätten."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Man war stolz auf seine Raststätten in Italien, sehr stolz. Als bei Bologna die damals Modernste Europas gebaut wurde, kam der Kardinal zur Einweihung. In den 70er Jahren übrigens übernahm der italienische Staat die von der Wirtschaftskrise gebeutelten Raststätten in einer eigenen Gesellschaft, Mitte der 90er wurden sie wieder privatisiert. Heute ist Autogrill ein Global Player, betreibt auch in mehreren Nachbarländern Raststätten.

Doch das richtige Italien-Gefühl für den Urlauber gibt es dann wohl doch nur an der italienischen Raststätte, wo Dutzende Menschen mit dem Kassenzettel wedelnd an der Espressobar um die Aufmerksamkeit des Baristas buhlen. Solche Szenerien kann man schon auf den ersten Kilometern der Autostrada del Brennero erleben, spektakuläre Brückenarchitektur dann eher ein paar Stunden weiter südlich.

Ein Brücken-Autogrill zwischen Mailand und Turin.
Ein Brücken-Autogrill zwischen Mailand und Turin. © imago

Vielleicht bringt der eine oder andere Münchner sich heuer ja sogar ein paar Flaschen oder Büchsen italienischen Bieres von den Raststätten mit, inzwischen sind Birra Moretti und Nastro Azzuro ja immer wieder auf Werbeplakaten in der Stadt zu sehen und die Biere sind auch in den Münchner Bars angekommen – in den hiesigen Supermärkten jedoch nach wie vor nur sehr selten zu bekommen. Nichts aber kommt dem ersten Espresso nach dem Brenner gleich und dem Geschmack zum Start der leichtesten Zeit des Jahres.

Der Espresso übrigens, noch so eine schöne Geschichte vom Italien-Experten Sebastian Heinrich, war einst eine Zeit lang in der Nacht kostenlos. Wenn die Leute wach bleiben und die Unfallgefahr sinkt, haben Staat und Gesellschaft schließlich auch was davon. Was für eine wunderbare, was für eine italienische Logik.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
14 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • PUEMBI am 21.05.2024 23:26 Uhr / Bewertung:

    Espresso / Capuccho in allen Ehren - aber wart ihr schon mal auf französischen Autobahnen ?

  • TRIBUN s.p.q.r am 23.05.2024 07:40 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von PUEMBI

    Och fahre über frankreich nach Italien /Ligurien . Die einzige die was raugte war Colmar rest war kastrophal. Wir wohnen im 3 ländereck. Früher als ich in hessen wohnte war sogar jede aral besser als die in Frankreich zum die die icv gesegen und geschmeckt hab.sind nicht schlecht aber tank und rast zumind. I.d teil Frankreichs nicht wirklich
    Kaffe aus automaten ssndwich eingepackt soledo

  • AllesBesser am 20.05.2024 20:58 Uhr / Bewertung:

    An diesem Artikel ist einfach alles wahr!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.