Vom Wohntraum zur Dauerbaustelle: Münchens Skandalgrundstück ist "völlig heruntergekommen"

Mitten in der Stadt liegt seit Ewigkeiten ein Grundstück brach. Dabei gehört es der Stadt. Die AZ hat (zum x-ten Mal) nachgefragt, wie es denn nun weitergehen soll.
von  Felix Müller
Hier baggert keiner: Blick auf die Marsstraße 76.
Hier baggert keiner: Blick auf die Marsstraße 76. © Ben Sagmeister

Wäre es nicht so traurig, 2024 hätte man an der Marsstraße ein rundes Jubiläum feiern können. 20 Jahre war es da her, dass der Stadtrat beschlossen hatte, den kleinen Betriebshof inklusive Betriebswohnungen auf dem Areal Hausnummer 76 zu schließen. 2010, auch schon 15 Jahre her!, zogen die letzten Bewohner aus.

"Völlig heruntergekommen", sei das Gebäude an der Marsstraße, notierte 2013 eine AZ-Reporterin bei einem Ortsbesuch. "Die Fensterscheiben sind durch Bretter ersetzt. Am Eingang warnt ein Schild vor Einsturzgefahr."

Marsstraße 76: Seit 2019 soll gebaut werden. Eigentlich

Immerhin: Das Vorderhaus wurde schließlich abgerissen, die Stadt prüfte verschiedene Nutzungen für das Areal. 2019, also sechs Jahre später, rang sich der Stadtrat endlich zu einer Entscheidung durch, vergab das Areal und das angrenzende Grundstück an der Klarastraße 11 an die städtische Wohnungsgesellschaft GWG, heute gehört es also der Münchner Wohnen.

Damals kündigte man stolz an, auf dem Areal entstünden 44 günstige Wohnungen. Baubeginn sei im Mai 2020. Als die AZ die Situation Monate später vor Ort begutachtete, lag das Areal allerdings weiter brach.

Unkraut statt Wohnungen: An der Marsstraße 76 passiert seit Jahren einfach nichts.
Unkraut statt Wohnungen: An der Marsstraße 76 passiert seit Jahren einfach nichts. © Ben Sagmeister

Auf AZ-Nachfrage hieß es dann, Anfang 2021 gehe es aber ganz sicher los. Zwar war nun nur noch von 33 Wohnungen die Rede. Die damalige und heutige Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) jubelte aber: "Das Ergebnis kann sich sehen lassen!"

Gebaut auf jeden Fall wurde weiter nicht. Es liefen "Vorbereitungen der Abbrucharbeiten", hieß es Monate später, Anfang 2022 erklärte die GWG auf erneute Anfrage, man plane nun mit 37 Wohnungen, der Bau starte noch 2022!

Ende 2025 sollten die Wohnungen fertig sein. Aber der Bau hat noch nicht mal begonnen

Eineinhalb Jahre später schaute die AZ wieder an der Marsstraße vorbei, von Bauarbeiten oder Bauarbeitern war weit und breit nichts zu sehen. Bei der Wohnungsgesellschaft hieß es auf Nachfrage, man plane nun mit 56geförderten Wohnungen, es habe Probleme bei Vereinbarungen mit Nachbarn gegeben. Man gehe davon aus, dass die Wohnungen Ende 2025 fertig sind.

Also jetzt. Doch als die AZ dieser Tage wieder an die Marsstraße fährt, ist nichts von Bauarbeiten zu sehen. Unkraut wuchert auf dem städtischen Areal, nichts deutet darauf hin, dass sich daran bald etwas ändern könnte.

So argumentiert die Münchner Wohnen jetzt

Erneute Anfrage bei der Münchner Wohnen, die mehr als eine Woche braucht, um zu beantworten, was denn jetzt nun wieder nicht geklappt hat. Schließlich antwortet die Pressestelle doch noch. Warum sich der Baubeginn weiter verzögert hat? "Manche Projekte stehen leider einfach unter keinem guten Stern", so die offizielle Antwort. "Wir hatten bei diesem Projekt ungewöhnlich viele und zeitintensive Abstimmungsprozesse."

Als "alle Fragen geklärt waren", habe der Freistaat einen Förderstopp ausgesprochen. Nach wie vor gehe man von 56 Wohnungen aus. Und wann wird gebaut? Im ersten Quartal 2026, heißt es von der Münchner Wohnen, geht es los. Die AZ ist da noch nicht so sicher - und wird wieder vorbeischauen. Ob an der Marsstraße 76 Bauarbeiter werkeln. Oder doch weiter Unkraut blüht.

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