Vom Flüchtling zum Bräustüberl-Wirt: Waseem Tufail übernimmt Traditionslokal!

Es ist ein Teil der Münchner Bierkultur – das Bräustüberl der Forschungsbrauerei in Perlach. Fast 90 Jahre lang wurde hier geschlemmt, getrunken, gefeiert oder einfach griabig beisammengesessen. Seit Mitte September ist damit leider Schluss.
Als der zehnjährige Pachtvertrag zwischen der Familie Achhammer und Peter Rauscher endete, blieb das Bräustüberl geschlossen, die Stühle stehen seither auf den Tischen. Bereits im Oktober besuchte die AZ das Traditionsstüberl – damals galt ein neuer Wirt als so gut wie gefunden.
Neuer Wirt für Traditionsstüberl: Forschungsbräustüberl in Perlach macht bald wieder auf
Werner Schuegraf (63) von der Brauerei Hopfenhäcker, die direkt nebenan in der Forschungsbrauerei braut, sprach damals von zwei festen Interessenten. Wie die AZ jedoch erfuhr, sprangen beide wieder ab. Einer sogar am Tag der geplanten Vertragsunterzeichnung, so Schuegraf. Doch auf die schlechten Nachrichten folgte nun – einige Wochen später – die gute: Ein neuer Wirt ist gefunden.
Den Vertrag hat der 29-jährige Waseem Tufail bereits unterschrieben. Für Februar ist die Neueröffnung geplant. Brauer Werner Schuegraf klingt am Telefon begeistert von dem jungen Wirt, der bald neben ihm einzieht und seine Biere ausschenkt – wohl vor allem wegen seines Ehrgeizes: "Er ist mit 13 alleine aus Pakistan geflohen. Hat sich hochgekämpft, hat Koch gelernt, hat einen Küchenmeister gemacht, hat dann eine Art Gastronomie geleitet, wollte aber selbstständig werden."

Das hat der junge Mann nun geschafft und sein Arbeitsumfeld scheint schon jetzt voll und ganz hinter ihm zu stehen.
Die AZ hatte bereits die Gelegenheit, mit dem neuen Wirt des Forschungsbräustüberls zu sprechen. Aktuell arbeitet Waseem Tufail noch als Küchenchef im Schweiger Brauhaus in Markt Schwaben. Für den Schritt in die Selbstständigkeit gibt er die Stelle dort bald auf. "Ich bin wirklich froh darüber, dass ich einen Laden gefunden habe – und zwar einen bekannten Laden, wo ich die Möglichkeit habe, mich weiterzuentwickeln", sagt er.

Für das Bräustüberl hat er schon konkrete Pläne und feilt an der künftigen Speisekarte. "Die klassische bayerische Küche bleibt – also Krustenbraten, Käsespätzle, Obazda und Zwiebelrostbraten." Der gewohnte Charme soll also bewahrt werden.
Doch der junge Koch bringt auch ein bisserl frischen Wind und vor allem Ambitionen mit: "Auf meinen Wochenkarten werde ich dann schon ein bisschen hochwertiger kochen." Ob das taugt, werde er dann beobachten.
Während er die Küche zunächst komplett alleine stemmen will, sucht Waseem Tufail für den Service noch Unterstützung. Und dann kann die lange Tradition des Forschungsbräustüberls endlich weitergehen.