Vom Fischverkäufer zum TV-Kaiser

Er verkaufte in München Fische, dann riet ihm sein Chef zur Schauspielschule. Das ließ sich Dieter Fischer nicht zweimal sagen. Er ging danach an ein Stadttheater. Und begeistert heute in der BR-Serie der "Der Kaiser von Schexing".
von  Abendzeitung
Ein Bürgermeister mit Hang zur Musik: Andi Kaiser (Dieter Fischer) gibt im Ratssaal „Singing In The Rain“.
Ein Bürgermeister mit Hang zur Musik: Andi Kaiser (Dieter Fischer) gibt im Ratssaal „Singing In The Rain“. © BR/Christian A. Rieger

Er verkaufte in München Fische, dann riet ihm sein Chef zur Schauspielschule. Das ließ sich Dieter Fischer nicht zweimal sagen. Er ging danach an ein Stadttheater. Und begeistert heute in der BR-Serie der "Der Kaiser von Schexing".

MÜNCHEN Sein Vater hält ihn für einen Versager, seine Angebetete Rosi liebt den Landrat, und seine Truppe im Rathaus hält ihn für einen verhinderten Musical-Sänger, der nach ihrer Pfeife tanzt: Bei Andi Kaiser läuft’s nicht gerade rund.

Bei Dieter Fischer schon. Der 36-Jährige spielt den Bürgermeiser in der neuen Serie von Franz Xaver Bogner. Hervorragende 17,8 Prozent Marktanteil erreichte „Der Kaiser von Schexing“ bei der Premiere am vergangenen Freitag. In der neuen Folge muss sich Andi Kaiser unter anderem mit einer Fuhre Mist herumschlagen, die irgendwer im Rathaus abgestellt hat.

"Aus dem Nirvana heraus"

Für Dieter Fischer, der sechs Jahre am Stadttheater Landshut engagiert war, ist es die erste große Fernseh-Rolle. „Ich habe ihn in Bernd Fischerauers ,Apollonia’ gesehen und daraufhin in ,München 7’ als Penner besetzt“, sagt Bogner der AZ. „Das hat er aus dem Nirvana heraus mit einer Selbstverständlichkeit großartig gemacht.“ Jetzt hat er dem Mann mit dem „ungeheuer guten Blick“ und den „schönen Augen“ (Bogner) seine erste Hauptrolle auf den Leib geschneidert.

Fischer wundert sich selbst noch ein bisschen darüber, was gerade passiert. „Ich war schon damals erstaunt, wie groß die Rolle des Penner-Hanse war“, sagt Fischer im AZ-Gespräch. Den unterschwelligen, stillen Humor liebt er an Bogner. „Es ist ja nix dagegen zu sagen, wenn ein Bayer auch mal krachert dargestellt wird. Aber für mich wäre das Klischee nichts. Bogner hat eben diesen fast schon impressionistischen Humor.“

"Die Szenen haben schon Parallelität"

Andi Kaiser hat er sofort ins Herz geschlossen. „Bogner hat einen Scanner-Blick, der durchleuchtet einen. Und dann kommen Bücher heraus, bei denen man erschrickt, wie nah das an einem selbst ist.“ Die Eifersucht und die unglückliche Liebe zur Rosi nennt er da. „Es hat mal eine solche Rosi bei mir gegeben. Die Szenen haben schon Parallelität“, sagt er.

Inzwischen ist Fischer seit über fünf Jahren mit seiner Freundin glücklich. „Zu ihrem Leidwesen lege ich allerdings nicht annähernd so viel Wert auf Äußerlichkeiten wie der Andi. Ich bin im Beruf so oft geschminkt und aufgetakelt, das muss ich privat nicht auch noch haben.“Am meisten Überwindung beim Dreh kosteten ihn die Gesangseinlagen des Musikfreundes Andi. „Ich hab’ da eine Art Trauma. Ich singe gern, aber nicht auf der Bühne. Seit ich das vor Jahren geäußert habe, musste ich in fast jedem Stück singen.“

Spät entdecktes Talent

Dass er Talent hat, hat der gebürtige Freisinger erst spät entdeckt. „Ich war nie der große Karriereplaner“, sagt er. Gärtner wollte er werden, doch wegen seines Heuschnupfens entschied der Vater, dass er Einzelhandelskaufmann werden sollte.

So lernte er in einem Kaufhaus in der Münchner Innenstadt und verkaufte dort Fisch, nebenbei spielte er daheim Bauerntheater. Sein Chef an der Fischtheke war es, der ihm riet, es mit der Schauspielschule zu probieren. „Sonst hätte ich das wohl nicht gemacht“, sagt er heute.

Die Berge fehlen mir

Angenehme Gelassenheit strahlt Fischer aus, das unterscheidet ihn von vielen Kollegen. Er lebt auf dem Land, in der Nähe von Starnberg. „Ich bin viel in der Stadt, das mag ich. Aber wenn ich die Berge länger nicht gesehen hab, fehlen sie mir.“ Allerdings schaut er sich die Berge am liebsten von unten an. „Manchmal geh ich rauf, plag mich recht, und wenn ich oben steh, denk ich mir: Das machst du jetzt jede Woche! Dann ist wieder ein Jahr Pause. Oder zwei.“

Tina Angerer

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