Virtuelle Rundgänge durch Münchens Stadtgeschichte: Führung in die Vergangenheit

Erleben, wie es vor den Altstadt-Mauern im 12. Jahrhundert aussah oder König Ludwigs Wintergarten auf dem Dach der Residenz genau betrachten: Das geht mit neuen, virtuellen Rundgängen. Die AZ hat sie getestet.
| Conie Morarescu
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Am Marienplatz kann man ein Ritterturnier verfolgen.
Am Marienplatz kann man ein Ritterturnier verfolgen. © Timeride

München - Zeitreise-Veranstalter" nennt sich das Unternehmen Timeride. Bereits seit 2019 hat es im Tal ein Museum eröffnet, in dem man eine virtuelle 3D-Zeitreise durch 7.000 Jahre bayerische Geschichte erleben kann.

Münchner Zeitreise mit 3D-Brille im Test: Es funktioniert

Nun kann man so eine Zeitreise mit 3D-Brille auch unterwegs an Münchner Original-Orten erleben, bei der Stadtführung Timeride Go. Funktioniert das? Die AZ hat den Test gemacht. Ergebnis? Es funktioniert tatsächlich!

Die Historikerin Julia Vreden (links) begleitet "in echt" die Gäste, die an der virtuellen Stadtführung teilnehmen.
Die Historikerin Julia Vreden (links) begleitet "in echt" die Gäste, die an der virtuellen Stadtführung teilnehmen. © Bernd Wackerbauer

Der Boden ist sandig und grasbewachsen, vor uns liegt ein bewässerter Stadtgraben, darüber führt eine Brücke direkt zum offenen Stadttor. Einmal Umdrehen, und der Blick fällt auf strohbedachte Holzhütten, Menschen füttern ihre Tiere. Schweine-Quieken und Vogelgeschrei.

Wir stehen mitten in der Münchner Innenstadt, zwischen Tal und Marienplatz vor dem Alten Rathaus. Gerade haben wir erfahren, nein erlebt, wie es hier wohl im 12. Jahrhundert ausgesehen haben muss. Mit Hilfe einer wuchtigen Brille, die uns in bewegten und geräuschuntermalten dreidimensionalen Bildern die Stadtgeschichte näherbringt.

Außerhalb der Mauern nur wilde Natur und Landwirtschaft

Ländliche Idylle statt Asphalt, Weite statt beengender Häuserfassaden. Stille und Tiergeräusche statt Straßenlärm. Selbst als alteingesessene Münchnerin lässt mich dieses Erlebnis nicht kalt.

Das Talburgtor am ersten Mauerring - natürlich mit Reiter.
Das Talburgtor am ersten Mauerring - natürlich mit Reiter. © Timeride

Wie oft habe ich schon versucht, mir vorzustellen, wie es damals war, als die Grenzen der Altstadt die Grenzen der Stadt waren und außerhalb der Mauern nur wilde Natur und Landwirtschaft. Doch dieses virtuelle Erlebnis macht die Vorstellung doch um einiges lebendiger.

Brille ab, zurück in die Gegenwart, ein kleiner Schockmoment, besonders, wenn das grelle Sonnenlicht wieder auf die Pupillen trifft. Auf Fragen muss man nicht verzichten, denn die Historikerin Julia Vreden ist als Stadtführerin dabei, unterfüttert die Animationen mit interessanten Informationen, beantwortet, wo damals welches Gebäude an welcher Stelle stand.

Geduld gefragt: Erst muss bei allen Teilnehmern das Bild fehlerfrei erscheinen

Weiter zur nächsten Station, Marienplatz. Dort wartet ein königliches Ritterturnier auf uns, das die Besucher der Hochzeit von Wilhelm von Bayern und Renata im Jahre 1568 unterhalten hat.

Erst noch erzählt die Stadtführerin etwas über die geschichtlichen Hintergründe, dann müssen alle die Brille aufsetzen, gespannt auf die Animation. Das dauert etwas, denn nur wenn bei allen Teilnehmern das Bild fehlerfrei erscheint, kann sie starten.

Der Kini und sein tropischer Wintergarten auf dem Dach der Residenz

An diesem Punkt kommt die Führung wiederholt ins Stocken. Geduld ist gefragt. Man wird aber schnell entschädigt: Eindrückliche Bewegtbilder, detailgetreue Charaktere mit authentischer Bekleidung, das Ganze mit Sound untermalt, die Animation wirkt wirklich sehr real. Das Ritterturnier breitet sich vor uns aus, mitten am Marienplatz.

Und so geht es weiter, von Station zu Station, und auch im geschichtlichen Verlauf. Der Kini und sein tropischer Wintergarten auf dem Dach der Residenz mit Teich, Palmen, Schmetterlingen und Kolibris, der zur Enttäuschung aller Münchner und Touristen ja leider nicht mehr existiert.

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Trümmer direkt vor den Füßen - die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Altstadt

Die Führung neigt sich dem Ende zu, wir kommen wieder im Tal an, wo eine alles andere als paradiesische Animation folgt: das Nazi-München mit wehenden Hakenkreuz-Fahnen und kurz darauf die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Altstadt.

Trümmer überall. Auch hier wieder realistisch und detailgetreu. Blickt man auf den Boden, sieht man die Steine der zerstörten Mauern direkt vor sich liegen.

Der krönende Abschluss kommt dann aber noch, als wir wieder beim Museum im Tal 21 ankommen: Die Siegerehrung nach dem Endspiel der WM 1974 im Olympiastadion. Eine Mauer von Reportern mit Blitzgewitter und die feiernde Menschenmenge, die die deutschen Jungs bejubelt.

Die letzte Zeitreise, bevor es zurück in die Gegenwart geht. Insgesamt eine sehr bewegende Art, seine Heimatstadt neu kennenzulernen.

Virtuelle Stadtführungen: Termine und Preise

Termine für öffentliche Führungen sind jeden Samstag und Sonntag um 11 Uhr, 14 Uhr und 17 Uhr. Preise: Einführungspreis und ermäßigt: 24,90 Euro, Regulär: 29,90 Euro. Dauer: 90 Minuten.

Die Buchung erfolgt idealerweise online unter: www.timeride.de. Treffpunkt ist das Timeride Museum, Tal 21.

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