Villa-Prozess: Ein entscheidender Tag für München
München Fiona Mallin (Bürgerinitiative „Kulturgut Herzogpark“) lässt keinen Zweifel an der Bedeutung des Gerichtsverfahrens: „Das ist ein Präzedenzfall. Heute ist ein entscheidender Tag für München, nicht nur für Bogenhausen.“
Es geht vor dem Verwaltungsgericht wieder einmal um die Walmdachvilla in der Kolbergerstraße 5. Der Investor Euroboden will das Gemäuer abreißen und neue Wohnungen auf dem Gelände hochziehen. Für die Nachbarn ein rotes Tuch, sie kämpfen für den Erhalt der Villa.
Setzt sich der Investor dennoch durch, wird der Anfangs-Erfolg der BI ein Pyrrussieg: Im Sommer 2013 hatte man mit 3000 Unterschriften eine Petition im zuständigen Landtags-Ausschuss eingebracht. Einstimmig wurde damals die Streichung der 1923 gebauten Villa aus der Denkmalliste zurückgenommen.
Doch der Gerichtsgutachter Helmut Behrens kommt zu einem anderen Ergebnis als der Ausschuss. Die Villa sei derart verändert worden, dass sie keinen Anspruch auf Denkmalschutz hat. Ein Knackpunkt für den Experten aus dem hohen Norden: Beim Umbau von 1985 wurden Kunststoff-, statt Holzfenster beim Ausbau des Wintergartens genutzt. Nicht die einzige Veränderung der Ausstattung. Das niederschmetternde Urteil des Experten: Die Wiederaufnahme der Villa in die Denkmalliste habe jedenfalls „keine fachlichen Gründe“.
Doch die Gegenseite hält dagegen: Das mag in Schleswig-Holstein (Behrens war aus Kiel angereist, die Red.) so gewesen sein. In Bayern in den 1980ern seien Kunststofffenster auch bei Denkmälern nicht unüblich gewesen.
Und überhaupt: Dass die Ausstattung verändert wurde, sei angesichts der 90 Jahre, die das Haus nun bereits steht, doch wenig verwunderlich. Der Grundriss sei aber unverändert geblieben. Die Villa sei „ein Prototyp“ der beginnenden Moderne, der Denkmalschutz genießen sollte.
Münchens Stadtheimatpfleger zieht die besondere Schutzwürdigkeit auch aus der städtebaulichen Situation. Der Bauherr habe damals versucht, mit Blick auf den Herzogpark eine Art Gartenstadt-Villa zu bauen. So ähnlich wie sie in Berlin-Frohnau gebaut wurde und dort zum Weltkulturerbe wurde. Außerdem: Nach 90 Jahren sei das Haus für die Nachbarschaft ein Stück Heimat geworden. Auch das könne Denkmalschutz begründen.
Die Denkmalschützer fürchten einen „Dammbruch“. Wenn dieser Prozess verlorengeht, könnten auch andere darauf verfallen, den Denkmalschutz ihrer Häuser mit Umbauten so auszuhöhlen, sagt Unterstützer Robert Brannekämper (CSU). „Dann ist dieser Vorgehensweise Tür und Tor geöffnet.“
Mallin ist aber realistisch. Die Verhandlung ist nicht gut für die Denkmalschützer gelaufen. Sie fürchtet eine juristische Niederlage: „Umso wichtiger ist es, die Stadt dazu zu bewegen, in die Berufung zu gehen.“ Hört sich nicht wie eine Kapitulation an.