Verzweifelter Vater will den Mörder der Tochter erreichen

MÜNCHEN - Seine Tochter wurde erwürgt, ihr Bett von ihrem eifersüchtigen Freund in Brand gesteckt. Am 5. Januar 1982 starb Erika Beyerer. Qualvoll. Einen lässt die Tat nicht mehr los: ihren Vater.
Rudi Beyerer (75) hat zum 30. Jahrestag des Verbrechens wieder Zeitungs-Anzeigen geschaltet, die an den Tod seiner geliebten Tochter erinnern.
„Zeit heilt keine seelischen Wunden” steht da, und dass Erika Beyerer „im Blütenalter von 21 Jahren von Mörderhand aus dem Leben gerissen wurde”. Warum tut er das nach all der Zeit? „Ich will den Täter noch einmal erreichen, ihn mit seiner Tat konfrontieren”, erklärt Rudi Beyerer, warum er immer noch keine Ruhe geben will.
Harald S. war nach der Tat aus der Unterhachinger Wohnung seines Opfers geflohen, stellte sich aber ein paar Tage später in der Münchner Ettstraße der Polizei. Von da an sei einiges schief gelaufen bei der Ermittlungsarbeit, glaubt Rudi Beyerer. Auch das macht ihm zu schaffen.
„Die haben ihm alles geglaubt.” Dass der Mann eifersüchtig gewesen sei, weil seine Tochter das Verhältnis mit ihm lösen wollte, glaubt Beyerer nicht so recht. Harald S. habe doch bereits ein Verhältnis mit einer anderen gehabt. „Meinen Hinweisen ist die Polizei aber nicht nachgegangen.” Auch die genaue Tatzeit sei nie festgestellt worden.
Am Ende fehlten den Ermittlern damals die Mordmerkmale. So wurde aus dem gewaltsamen Tod von Erika Beyerer im Prozess ein Totschlag. Das Gericht verhängte lediglich elf Jahre Haft als Strafe.
„Ich kann das Urteil nicht verstehen”, klagt Beyerer. Sein Taufkirchener Haus ist voller Bilder seiner Tochter. Ein einziges Passfoto diente als Vorlage für die Porträts der jungen Frau.
Immer wieder kommen ihm die Tränen, wenn er von Erika, seiner schönen Tochter und ihrem gewaltsamen Tod erzählt. „Sie wollte sich trennen. Er hat ihr dann mit dem Reifenmonteureisen in der Dunkelheit aufgelauert, vier Mal zugeschlagen, sie gewürgt und sie im Badezimmer ausbluten lassen.”
Seinen Malerbetrieb hat Rudi Beyerer inzwischen aufgegeben, seine Frau hat es noch schlimmer erwischt. „Ich war ja durch meine Arbeit anfangs noch abgelenkt, aber sie war die ganze Zeit zu Hause und hat dran denken müssen.” Für Beyerer ist klar, dass seine Frau deswegen herzkrank wurde. Vor fünf Jahren starb sie dann nach einer Sprunggelenks-Operation an einer Sepsis. Doch der Witwer ist sicher, dass seine Doris in Wirklichkeit an gebrochenem Herzen starb.
Er selber hilft inzwischen als ehrenamtlicher Mitarbeiter dem Weißen Ring. Auch wenn ihn das viel Kraft kostet. Jedes Mal kommt ihm die Erinnerung an Erika hoch.
Nach nur acht Jahren Haft kam der Täter frei. Hat er sich bei Beyerer oder seiner Frau entschuldigt? „Selbstverständlich nicht.” Auch auf ein anderes Zeichen der Reue wartet Beyerer bis heute vergeblich. So wird der 75-Jährige wohl bis zuletzt mit dem Schicksal und der irdischen Gerechtigkeit hadern.