Verteidiger krank: Platzt jetzt der Grafing-Prozess?
Grafing - Seinen Rollator hat er neben sich abgestellt. Johannes B. sitzt an diesem Dienstagmorgen bereits im Zeugenstuhl, neben ihm seine Anwältin Christine Keil, als das Schwurgericht den Gerichtssaal betritt. Der ehemalige Zeitungsausträger soll zu seinen Erinnerungen an den 10. Mai 2016 befragt werden.
Damals hatte Paul H. (28) – er soll auf Antrag der Staatsanwaltschaft dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden – aufgrund einer Psychose Jagd auf "Ungläubige" gemacht. Er stach auf alle Menschen ein, die ihm am Grafinger Bahnhof begegneten. Die blutige Bilanz: ein Toter, drei Verletzte. Unter ihnen Johannes B..
Verteidiger muss sich übergeben
Doch dessen Befragung – zwei Opfer hatten bereits am Montag ausgesagt – verzögert sich. Der Grund: Der Verteidiger von Paul H., der Anzinger Anwalt Florian Alte, hat sich offenbar ein Virus eingefangen. Er fühle sich nicht in der Lage, dem Prozess zu folgen. Dem Juristen ist so schlecht, dass er sich einmal sogar übergeben muss. Dem Vorsitzenden Richter Thomas Bott bleibt nichts übrig, als den Prozess zu unterbrechen.
Doch damit kommt das Gericht in arge Terminnöte. Der Prozess droht sogar zu platzen, wenn der Verteidiger am Mittwoch nicht wieder seinen Platz neben Paul H. einnehmen kann. Johannes B., der sich nichts sehnlicher wünscht als mit dem schrecklichen 10. Mai 2016 abzuschließen, wird sich vielleicht noch gedulden müssen. Im schlimmsten Fall bis zu einer etwaigen Neuansetzung nächstes Jahr.
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