Verdi-Chef droht mit großem Streik
Zehntausend Münchner gingen auf die Straße um ihren Forderungen nach höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen. Frank Bsirske, der Chef der Gewerkschaft Verdi, drohte mit einem unbefristeten Streik.
München – Mit der zweiten Warnstreik-Welle innerhalb von zwei Wochen erhöht die Gewerkschaft Verdi den Druck auf die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst für eine kräftige Lohnerhöhung. In Bayern beteiligten sich am Dienstag geschätzt 19 500 Menschen an den Protesten. Verdi-Chef Frank Bsirske bekräftigte bei einer Kundgebung auf dem Münchner Odeonsplatz seine Drohung eines großen Streiks.
In München waren nach Polizeischätzung zeitweise bis zu 10 000 Menschen auf der Straße, in Nürnberg nach Verdi-Angaben etwa 9500. Anders als in anderen Bundesländern war der öffentliche Nahverkehr in Bayern nicht beeinträchtigt. Stattdessen blieben vielerorts die Kindergärten geschlossen, die Mülltonnen ungeleert und die Straßen nicht gekehrt. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund zwei Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Kommunen und beim Bund 6,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 200 Euro. Die Arbeitgeber bieten bisher für zwei Jahre gut 3,3 Prozent – was im Jahresschnitt auf ein Plus von etwa 1,7 Prozent hinauslaufen würde.
„Was die Arbeitgeber bisher auf den Tisch gelegt haben, ist programmierter Reallohnverlust. Das liegt noch unter dem Inflationsausgleich“, sagte Bsirske dazu auf dem Münchner Odeonsplatz. Kräftige Lohnerhöhungen seien in diesem Frühjahr nicht nur ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch ein Gebot der ökonomischen Vernunft. „Je düsterer die Konjunkturaussichten im europäischen Umfeld, desto wichtiger wird, was auf dem deutschen Binnenmarkt passiert“, betonte Bsirske.
Beide Kundgebungen in München und Nürnberg waren aus Gewerkschaftssicht ein voller Erfolg, weil mehr Teilnehmer kamen als erwartet. „Es hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Wir wollten ein Achtungszeichen setzen und es ist ein Paukenschlag geworden“, sagte Harry Roggow von Verdi Mittelfranken zur großen Zahl von Demonstranten in Nürnberg.
Die Gewerkschaft organisierte einerseits den Streik und traf andererseits Vorsorge, damit in bestreikten Kindergärten nicht Kinder unvorbereitet auf der Straße standen. „Wir haben aber Notdienste für Eltern eingerichtet, die trotz unserer vorherigen Information nicht mitbekommen haben, dass gestreikt wird“, sagte Vize-Landesbezirkschef Norbert Flach.
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