"Mir ist es egal": Münchner über das Kiffen im Englischen Garten

Audio von Carbonatix
Nirgendwo in Deutschland wurde die Cannabis-Legalisierung 2024 so widerwillig umgesetzt wie im Freistaat. Im Englischen Garten, Hofgarten und Finanzgarten wurde der Konsum kurz nach der Legalisierung sogar wieder untersagt.
Kiffen im Englischen Garten wieder erlaubt
Die Anlagen gehören dem Freistaat und der konnte dort ein Verbot erwirken. Angedroht wurden hohe Bußgelder. Begründung: Gefahren durch Passivrauchen – vor allem für Kinder und Jugendliche. Doch nun ist (fast) alles wieder anders. Zwar nicht high auf dem Monopteros, wie bei der Spider Murphy Gang – oder zumindest nicht legal. Aber im Norden sieht es anders aus.
Der Verwaltungsgerichtshof urteilte am Dienstag: Das Verbot muss überprüft werden – im weniger stark besuchten nördlichen Teil des Englischen Gartens wird es aufgehoben (AZ berichtete). Ein Hauptverfahren soll klären, ob und für welche Teile das Verbot mit dem Bundesgesetz vereinbar ist. Die Kläger sagen: Cannabis-Konsumenten werden ungleich behandelt, da Tabak dort auch geraucht werden darf. Außerdem stehe Bundesgesetz über Landesgesetz und das schließe eine strengere lokale Regelung aus.
"Man kann sich aus dem Weg gehen"
Doch was sagen die Münchner vor Ort? Die AZ hat sich umgehört. Luzie ist 20 Jahre alt und hat kein Problem mit ein paar Joints hier: "Es gibt viel Platz und man kann sich aus dem Weg gehen." Auch im südlichen Teil fände sie eine Legalisierung okay, "solange man respektvoll miteinander umgeht".

Viel ändern werde sich nicht durch das rechtliche Hin und Her, denkt sie: "Die Leute, die hier vorher gerne gekifft haben, werden das auch weiter tun." Mit einem Ansturm von Cannabis-Rauchern werde man nicht rechnen müssen, glaubt sie. Ob sie auch mal einen hier rauchen wird, jetzt, wo es legal ist? "Vielleicht bei gutem Wetter, wieso nicht" – sie und ihre Freundinnen müssen lachen.
"Selbst auf weitere Entfernung stinkt es"
Marco ist 61 und Informatiker. Er findet, dass der Cannabis-Rauch übel riecht: "Selbst auf weitere Entfernung stinkt es", sagt er. Dennoch habe er keine direkte Abneigung und die Entscheidung sei ihm eher gleichgültig. "Ich kann mich entfernen, wenn ich will."

Wenn es nur noch nach Cannabis riechen würde im ganzen Park, wäre das für ihn aber störend. "Sobald einer raucht und der Wind falsch steht, riecht es." Zigaretten hätten da einen geringeren Geruchsradius.
"Mir ist es egal"
Annika hat mit der Rücknahme des Verbots kein Problem: "Mir ist es egal, meinen Hunden ist es egal", sagt die 41-Jährige. "Hier im nördlichen Teil des Parks ist genügend Platz und ich sehe hier nicht die Klientel für den Konsum."

Verbotsbefürworter sind an diesem Vormittag im Park in der deutlichen Unterzahl. Eine Rentnerin ist gegen die Legalisierung. Sie habe die negativen Auswirkungen bei einem Bekannten beobachtet. Daher sieht sie auch die Freigabe im Englischen Garten, den sie täglich besucht, kritisch.
Experten schätzen, dass es Jahre dauern kann, bis es zu einem Urteil im Hauptverfahren kommt. Cannabis-Liebhaber dürfen also erst einmal auf- und einatmen. Zumindest jenseits des Mittleren Rings. Und wenn sie das überhaupt wollen. Cannabis-Geruch war beim AZ-Rundgang am Mittwoch auf jeden Fall nirgends zu riechen.