Verband klagt: Bayerns Lehrer müssen betteln gehen!

Der Bayerische Lehrerverband klagt: Immer mehr Schulen haben nicht genug Geld für Ausflüge ins Landheim – jetzt sorgt auch eine Anweisung aus dem Kultusministerium für Ärger.
Thomas Gautier |
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Bettel-Briefe? Kriegt der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnen-Verband (BLLV) gerade zuhauf. Die Adressaten fordern darin aber kein Geld vom Verband. Sie klagen darüber, dass sie es eintreiben sollen – bei örtlichen Firmen, Fördervereinen und Eltern.

MÜNCHEN - Lehrer, die betteln gehen – ja, das gibt’s. Behauptet jedenfalls der BLLV. „Weil das bereitgestellte Geld für Fahrten ins Schullandheim nicht ausreicht, sind sie gezwungen, Geld vorzustrecken, Kosten zu übernehmen oder auf eigene Faust Sponsoren zu suchen“, sagt Präsident Klaus Wenzel. „Das ist eine Zumutung.“

In den vergangenen drei Monaten seien „80 bis 100“ Beschwerden von Lehrern und Schulleitern in der BLLV-Rechtsabteilung eingegangen, so Wenzel. Viele Lehrer hätten die Kosten für ihre Schullandheim-Reise vorgestreckt, „meistens 150 bis 300 Euro“ – das Kultusministerium habe vielen aber „nur 50 Prozent erstattet“. Wenzel glaubt zu wissen, warum: Das Geld fehlt.

Sechs Millionen Euro stellt der Freistaat seinen knapp 4000 staatlichen Schulen zur Verfügung – etwa 1500 Euro pro Schule. „Beschämend gering“, sagt Wenzel. „Es müsste doppelt so viel sein.“ Das zeigten schon die Probleme mit den Erstattungen – und ein Brief des Kultusministeriums vom 11. Februar 2010.

Darin steht unter der Überschrift „Neuerungen im Bereich der Schülerfahrten und der Reisekostenabrechnung“ folgender Satz: „Eine Aufstockung des jeweiligen Schulbudgets soll grundsätzlich durch Spenden eines Fördervereins der Schule, des Elternbeirats oder sonstiger Dritter ermöglicht werden.“

Wenzel hält das für eine Aufforderung zum Betteln: „Die Lehrer sollen zur örtlichen Sparkasse oder Raiffeisenbank gehen und um Geld bitten.“ Höchst peinlich sei das.
Das Ministerium weist die Vorwürfe zurück: Die Passage sei lediglich als „Option“ für die Schulen zu verstehen, sagt Sprecher Ludwig Unger. Jede Klasse habe ein Budget – falls sie eine teurere Klassenfahrt machen wolle, könne sie zusätzliche Mittel auf diese Weise beschaffen.

Grundsätzlich reiche das Geld des Staates aus. „Das Budget wurde in den vergangenen Jahren sogar verdoppelt“. Die Fahrten von Grundschulen und ersten Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen seien „nicht an vermeintlich fehlenden Mitteln für die Reisekosten“ gescheitert.

Den Lehrern würden die Kosten grundsätzlich nach dem Bundes-Reisekostengesetz erstattet, sagt Unger. Ob manche darauf sitzen blieben, will er „nicht bewerten“.

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