Vater sucht händeringend bairischen Kindergarten in München
Wenn Alexander Seemann kleine Kinder auf Bairisch miteinander sprechen hört, bekommt er eine Gänsehaut – weil es ihn so rührt. „Herrgott, des is so nett“, denkt sich der gebürtige Neuhauser dann. Gerne hätte er, dass seine Tochter später auch einmal der bairischen Mundart mächtig ist.
Die kleine Leni ist zwar erst neuneinhalb Monate alt. Aber schon macht sich ihr Vater (38) Gedanken über den richtigen Kindergarten: „Am schönsten wäre, wenn sie in eine Einrichtung käme, in der Bairisch gesprochen wird.“ Warum ist ihm das so wichtig? „Es geht um Heimatgefühl. Um Identität“, sagt er. Nur dass er dabei nicht Heimat sagt – sondern Hoamat. Seemanns Frau stammt aus dem Erzgebirge. Sie spricht mit ihrer Tochter naturgemäß kein Bairisch. Trotzdem möchten die Eltern, dass Leni den Dialekt richtig lernt. Nur wo?
Bairisch muss mehr gepflegt werden
Mit dieser Frage haben sich schon viele Eltern an den Förderverein Bairische Sprache und Dialekte gewandt. „Das Bairische müsste schon im Kindergarten mehr gepflegt werden“, ist Gerhard Holz von dem Verein deswegen sicher. Wie viel Spaß den Kindern die Beschäftigung mit dem Dialekt macht, weiß er aus eigener Erfahrung. Seit Jahren besucht Holz Schulen und Kindergärten und veranstaltet dort eine bairische Singstunde. „Mia san die Scheensten von der Schui“, lässt er die Kleinen dann etwa trällern. „Das macht allen großen Spaß – auch den türkischen Kindern.“
"I bin a Bayerin"
Nur: Die Anfragen, die Holz bekommt, werden immer mehr. Deswegen hofft er, dass viele Einrichtungen in Zukunft auch in Eigenregie das Bairische pflegen. „Eltern, Kindergärten und Schulen müssen zusammenarbeiten, um die Sprache vor dem Aussterben zu bewahren.“ Wenn es nach ihrem Papa geht, soll auch die kleine Leni ihren Beitrag dazu leisten, dass das Bairische lebendig bleibt. „Ich will, dass meine Tochter stolz sagen kann: I bin a Bayerin.“
lj
Kennen Sie einen Kindergarten, in dem Bairisch gesprochen wird? Dann melden Sie sich bitte bei der AZ unter telefon 089-2377-345 oder Mail an lokales@abendzeitung.de
- Themen: