Valentin-Zitat für Sex-Spiele
Ein Hamburger Internet-Anbieter wollte mit einem legendären Ausspruch Karl Valentins werben. Dagegen ging die Enkelin des Komikers vor - mit Erfolg.
MÜNCHEN „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“ oder „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ – Zitate von Karl Valentin sind für die Ewigkeit und vielseitig verwendbar. Aber nicht jede Nutzung findet die Zustimmung der Erbin Anneliese Kühn. Die Enkelin des Münchner Komikers leitete jetzt rechtliche Schritte ein, weil ein Internet-Vertrieb für Sex-Spielzeuge wie Dildos und Liebeskugeln mit dem Valentin-Zitat „Mögen hätte ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut“ für seine Vibratoren warb.
Nachdem bereits eine Unterlassungserklärung erwirkt worden war, wollten die Nachlass-Verwalter nun Lizenzgebühr (250 Euro) und Abmahnkosten (650 Euro) von dem Hamburger Unternehmen erstreiten. Mit Erfolg: Die Nordlichter gaben am Ende dann doch kampflos auf. Kurz vor Prozessbeginn erreichte das Münchner Amtsgericht am Freitag ein Fax aus der Hansestadt, in dem die Ansprüche der Valentin-Erbin anerkannt werden.
Dabei sah es anfangs nicht nach einer schnellen Lösung aus. Die Gegenseite habe argumentiert, dass das Zitat vielleicht gar nicht Karl Valentin zuschreiben ist und wenn, dass darauf möglicherweise gar kein Schutzanspruch bestehe, berichtet Anwalt Gunter Fette.
Um das Gegenteil zu beweisen, hatte sich der Münchner Rechtsanwalt mit zwei Valentin-Bänden ausgerüstet, in denen das fragliche Zitat vorkommt. Die musste Fette dann doch nicht mehr vortragen.
„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“, hat Karl Valentin einst gesagt. Spätestes seit gestern weiß man nun, dass dies für seine Erbin nicht gleich bedeutet, dass alle alles sagen dürfen. Einen Antrag des Hamburger (und jedes anderen) Sex-Anbieters auf gewerbliche Nutzung eines Karl-Valentin-Zitats würde Anneliese Kühn nach Überzeugung ihres Anwaltes ablehnen. Auch wenn sie noch so mögen und sich auch noch trauen.
jot
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