Unterschlagung? Münchner will gefundenen Gleitschirm verkaufen

München - Aus aktuellem Anlass warnt die Bundespolizei davor, gefundene Gegenstände zu behalten oder zu verkaufen: Sie ermittelt wegen Unterschlagung gegen einen 50-jährigen Münchner, der wegen eines auf einer Internetplattform angebotenen Gleitschirms in den Verdacht des Diebstahls geraten war.
Die Vorgeschichte: Ein 66-Jähriger aus Trudering hatte am 15. Oktober auf dem Bahnsteig der S-Bahnhaltestelle Leuchtenbergring einen Rucksack samt Gleitschirm und weiteren Utensilien abgestellt. Als seine S-Bahn Richtung Flughafen kam, ließ er das rund 15 Kilogramm schwere Gepäckstück zurück. Sechs Tage später - nach seinem Sardinien-Urlaub - erstattete er bei der Polizei Anzeige wegen Diebstahls beziehungsweise Unterschlagung.
Sardinien-Urlauber vergisst Rucksack samt Gleitschirm
Videoaufzeichnungen vom Haltepunkt belegen, dass sich der 66-Jährige um kurz nach 11 Uhr auf eine Bank setzte und seinen Rucksack sowie weiteres Gepäck neben sich abstellte. Als eine S-Bahn einfuhr, stand er auf, nahm seinen Trolley und stieg in die Bahn. Seinen großen Rucksack mit dem darin befindlichen Luftsportgerät vergaß er jedoch.
Die Aufnahmen zeigen weiter, wie kurz darauf ein Mann aus einer S-Bahn steigt, gezielt auf das Gepäckstück zugeht, abwartet und dann mit dem Rucksack wieder in die nächste S-Bahn einsteigt.
Münchner (50) bietet gefundenen Gleitschirm im Netz an
Recherchen auf Internetplattformen brachten die Ermittler der Münchner Bundespolizei auf den Verbleib des verschwundenen Gleitschirms. Ein 50-jähriger Mann hatte ein gleichartiges Luftsportgerät zum Ersteigern angeboten. Weitere Ermittlungen ergaben, dass er - nach Rückfragen beim Hersteller - die Seiten kurzfristig aktualisiert hatte. Dank der auf der Verkaufsplattform eingestellten Bilder und einer ermittelten Adresse erhielt der Münchner am vergangenen Freitag (23. Oktober) für ihn überraschenden Besuch von den Ermittlern.
Bundespolizei: Münchner hätte Fund melden müssen
Den Tatverdacht des Diebstahls konnte der Münchner glaubhaft auszuräumen: Er hatte den durchwühlten Rucksack am Rosenheimer Platz gefunden und mitgenommen. Er dachte, der Besitzer hätte das nasse Luftsportgerät entsorgt, auch weil Schnüre abgeschnitten waren.

Einem Verkauf habe aus seiner Sicht nichts im Wege gestanden. "Doch da irrt der 50-Jährige gewaltig", erklärt die Bundespolizei in einer Mitteilung. "Allerspätestens, nachdem er den wahren Wert des Gleitschirms - samt Zubehör rund 3.850 Euro - erfuhr, hätte er sich bei der Polizei melden und den Verkauf einstellen müssen."
Bundespolizei sucht etwa 1,85 Meter großen, schlaksigen Mann
Die Ermittler wollen nun dem tatsächlichen Dieb auf die Spur kommen: Er war mit dem Rucksack samt Flugsportgerät am 15. Oktober vom S-Bahn-Halt Leuchtenbergring vermutlich bis zum Rosenheimer Platz gefahren. Auf den Bildern der Videoüberwachung trug der etwa 1,85 Meter große, sehr schlaksig wirkende Mann eine auffällige Fellmütze –Typ "russische Wintermütze Shapka braun". Aus dem Rucksack fehlen zudem Herrenschuhe der Marke Hanwag, ein schwarzes 2m-Funkgerät sowie ein goldfarbenes Fluginstrument der Firma Bräuninger vom Typ Competino Plus.
Der 66-jährige Eigentümer habe sich übrigens sehr gefreut, als er erfuhr, dass sein Gleitschirm aufgefunden worden sei, so die Bundespolizei. Am meisten habe den Mann jedoch überrascht, dass er eben nicht bestohlen worden war, sondern seinen Rucksack schlichtweg vergessen hatte.