Umweltaktivisten kritisieren Vorgehen der Polizei: "Noch nie hatte ich so Angst"

Pfefferspray und Schlagstöcke: Die Umweltaktivisten kritisieren den Einsatz der Polizei während der IAA massiv. Zwei Betroffene erzählen.
von  Christina Hertel
Aktivistin Matylda kletterte bei einer Demo auf einen Baum, die Polizei zerrte sie hinunter.
Aktivistin Matylda kletterte bei einer Demo auf einen Baum, die Polizei zerrte sie hinunter. © Daniel von Loeper

München - An ihren Armen und an ihren Beinen ist Matylda aufgeschürft. Doch wer ihr am Sonntag bei der Pressekonferenz im Protestcamp gegen die IAA zuhört, spürt schnell, dass sie Glück gehabt haben könnte, dass diese Schürfwunden die einzigen, sichtbaren Wunden sind.

Die 18-Jährige gehörte zu jenen Aktivisten, die am Freitag auf der Karlstraße demonstrierten. Sie sei auf einen Baum geklettert und von der Polizei hinunter gezerrt worden, sie sei zwei Meter in die Tiefe gefallen, auf den Rücken und auf den Hinterkopf gestürzt. Danach habe sie die Polizei nicht sofort von Sanitätern behandeln lassen, sondern über 100 Meter weggeschleift. "Mich packte ein alles übergreifendes Angstgefühl", sagt Matylda. Noch nie zu vor habe sie sich so gefühlt.

"Unzählige Verletzungen": Sanitäterin kritisiert Reizgas-Einsatz der Polizei

Ihre Geschichte bestätigt Fenja, die als Sanitäterin bei dem Protestcamp im Einsatz war und die sich um Matylda kümmern wollte. "Die Patientin klagte über Schmerzen im Hals- und Brustwirbelbereich. Sie hatte eine Amnesie." Mit solchen Symptomen müsse ein Patient eigentlich sofort ruhig gestellt werden. "Denn jede Bewegung kann zur Lähmung oder zum Tod führen."

Es ist nicht der einzige Einsatz der Polizei, den Fenja kritisiert. Sie berichtet von "unzähligen Verletzungen" - weil die Polizei Reizgas einsetzte, weil sie Demonstrierende schlug, auch gegen den Kopf. Eine demonstrierende Person habe eine Gehirnerschütterung erlitten.

Welche Diagnose die Ärzte bei Matylda stellten, wollte sie nicht verraten. Matylda sagt nur, dass sie sich nun physisch und mental erholen müsse, bevor der Protest weiter gehen kann.

Aktivistin berichtet von schlimmer Zeit in Isolationshaft

Auch Mirjams Stimme klingt zittrig. Sie hatte sich von einer Autobahnbrücke abgeseilt und wurde deshalb drei Tage in Isolationshaft gesteckt. Sie habe nicht telefonieren und nicht einmal in die Bücherei gehen dürfen. Selbst den Hofgang habe sie alleine verbracht. "Es waren die schlimmsten und längsten drei Tage meines Lebens", sagt sie.

Eigentlich hätte sie bis zum Ende der IAA in Haft bleiben sollen. Denn die Polizei hatte sie zur "Gefahrenabwehr" präventiv festgenommen. Ein Gericht erwirkte die Entlassung.

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