Münchner Umland: Wenn der Kindergarten plötzlich 300 Euro kostet

Eine Gemeinde im Landkreis München erhöht die Beiträge für den Kindergarten um 50 Prozent. Der Ort könne die Kosten nicht mehr stemmen, heißt es. Die Eltern sind schockiert.
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Natascha Probst
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Die Gebühren für die Eltern von Kindergartenkindern in der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn steigen – und sind zu teuer, finden manche.
Die Gebühren für die Eltern von Kindergartenkindern in der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn steigen – und sind zu teuer, finden manche. © dpa

Höhenkirchen-Siegertsbrunn - Um ganze 50 Prozent steigen die Kindergartengebühren in der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn (Landkreis München) ab September. Das sei ein Unding, sagt einer der Väter, der eine Tochter im Kindergarten hat. "Wir können uns das gerade noch so leisten", aber bei anderen sehe das vielleicht anders aus.

Gerade, wenn man mehrere Kinder habe, denn der Beitrag für Geschwisterkinder sinkt nicht mehr automatisch um 50 Prozent, sondern nur noch um 20 Prozent für das erste beziehungsweise 30 Prozent für alle weiteren. Er verstehe ja, dass die Betreuung angesichts der Inflation oder der höheren Personalkosten teurer werde, sagt er. Aber 50 Prozent seien zu viel.

Die fünf Euro mehr Kindergeld würden da auch nicht weiterhelfen

"20 oder 25 Prozent – das wäre im grünen Bereich gewesen." Bei einer Betreuungszeit von sechs bis sieben Stunden pro Tag kostet der Kindergartenbeitrag ab September 176 Euro pro Monat, heißt es von der Gemeinde. Bisher waren es insgesamt 84 Euro.

Heftige Vorwürfe richten sich gegen einen Kindergarten-Mitarbeiter. (Symbolbild)
Heftige Vorwürfe richten sich gegen einen Kindergarten-Mitarbeiter. (Symbolbild) © Patrick Pleul/dpa

Der Vater, der anonym bleiben möchte, zahlte bisher für sechs Stunden Betreuung am Tag monatlich 198 Euro – das Mittagessen ist mit eingerechnet. Bei ihm steigt der Beitrag auf knapp 300 Euro. Die fünf Euro mehr Kindergeld würden da nicht weiterhelfen, meint er. "Während überall von Familienfreundlichkeit gesprochen wird, werden wir hier mit massiven Mehrkosten konfrontiert – ohne echte Begründung."

Denn eine wirkliche Information oder Diskussion über die Erhöhung hat es laut ihm nicht gegeben, bis der Gemeinderat die Erhöhung beschloss.

Grund: Die angespannte Haushaltslage der Gemeinde

Grund für die Erhöhung seien die angespannte Haushaltslage der Gemeinde und die stetig steigenden Kosten insbesondere für das Personal der Kinderbetreuung, heißt es von der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn.

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Eigentlich sei vorgesehen, dass die Kinderbetreuung zu gleichen Teilen von Eltern, Freistaat und Gemeinde gestemmt wird. Doch aufgrund der steigenden Kosten habe sich das in den vergangenen Jahren verschoben: Die Gemeinde trage derzeit einen Anteil von mehr als 50 Prozent der pädagogischen Kosten, während die Elternbeiträge nur um die zwölf Prozent abdeckten.

So viel zahlt die Gemeinde

Der Freistaat zahlt für das Jahr 2025 in der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn 2,86 Millionen Euro (36 Prozent), die Gemeinde selbst 2,35 Millionen Euro (29 Prozent) und noch einmal 1,82 Millionen Euro (23 Prozent) als Defizitübernahme. Die Eltern kommen auf 905.000 Euro (zwölf Prozent). Dabei gebe es innerhalb der Elternbeiträge nochmals Unterschiede. Die Kindergartengebühren deckten nur etwa zehn Prozent, im Gegensatz zu den Kinderkrippengebühren: Dort würden 20 Prozent übernommen.

Die Gebührenanpassung trage somit dazu bei, der Drittelfinanzierung zumindest ein Stück näherzukommen und das Ungleichgewicht zwischen den Einrichtungsarten zu verringern, heißt es von der Gemeinde. Während der Kindergartenbeitrag um 50 Prozent steigt, steigen die Gebühren für Kinderkrippen daher nur um fünf Prozent, die Gebühren für Hort und Mittagsbetreuung um zehn Prozent.

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4 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 11.02.2025 10:23 Uhr / Bewertung:

    In den USA ist Kinderkriegen und Kleinkindbetreuung reine Privatsache. Der Staat beteiligt sich nicht an der Krippen-Finanzierung. Trotzdem kriegen die Amis Kinder und jammern nicht so viel wie deutsche Muttis.
    Niemand wird bei uns gezwungen, Kinder in die Welt zu setzen. Wir sind eh schon viel zu viele!

  • Wickie712 am 11.02.2025 10:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    seit den 80er Jahren hat sich die Anzahl an Menschen der Weltbevölkerung verdoppelt.

    (wird auch bei der CO2 Diskussion vergessen)

  • Wickie712 am 11.02.2025 06:43 Uhr / Bewertung:

    Eigentlich müsste die Fürsorge und Pflege von Kindern und Jugendliche eine Aufgabe des Staates sein und er müsste alle Mittel zur Verfügung stellen.
    Auf der einen Seite wird gejammert, wir haben zu wenig Kinder und zu wenig Renteneinzahler später und auf der anderen Seite wird seit Jahrzehnten für Kinder und Jugendliche nicht viel gemacht.

    Kindergärten sollten für Eltern Kostenlos sein, Kostenträger Staat und Gemeinde sein, für Schulen müsste Geld ausgegeben werden, dort ist Sanierungsstau im 70er Jahre Bau, Gemeinden und Landkreise können sich keine Neubauten mehr leisten.
    Schwimmbäder und Schwimmunterricht müsste mehr vom Staat gefördert werden.

    Kinder sind dem Staat nichts wert. Die es entscheiden sind ja meist nicht davon betroffen, aber für vieles andere ist Geld da.

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