Freisinger Tanguy Doron: Kochender Wirt auf Expedition

Freising - Aus der Freisinger Gastro-Szene ist Tanguy Doron mit seinem Restaurant "La Petite France" lange Jahre nicht wegzudenken gewesen. Immer wieder kämpfte er hart dafür, den Traum vom eigenen Lokal irgendwie am Leben zu halten. Mittlerweile lebt er einen anderen Traum: Er nimmt ab 20. Dezember als Koch an einer Expedition teil und reist mit der "Polarstern" in die Antarktis.
Nachdem er mit seinen Lokalen in Freising und in Miesbach gescheitert war, wagte Doron einen Neuanfang und bewarb sich als Koch für die Forschungsstation "Neumayer III" am Alfred-Wegener-Institut (Awi) in der Antarktis. Und siehe da: Er bekam die Zusage.
Es folgten Gesundheitstests. Als er sie bestanden hatte, zog er nach Bremerhaven um und bereitete sich auf die Aufgabe in der Antarktis vor. "Wir reisten in die österreichischen Berge und übten das richtige Abseilen und Rettungsmanöver im Gletscher", erinnert sich der 52-Jährige.
Für ihn eine durchaus schmerzvolle Lehrstunde. Denn Doron fiel bei einer Übung in eine Gletscherspalte und verletzte sich am Oberschenkel. Dabei lernte er aber auch eine wichtige Lektion: Respekt vor der Natur und unbedingte Wachsamkeit bei der Bewegung im Gelände. Doron sagt: "Ich habe auf jeden Fall Respekt davor und auch vor der Aufgabe an sich."
Über ein Jahr verbringt der Ex-Gastronom auf der Forschungsstation
Knapp 14 Monate wird der ehemalige Freisinger Wirt nun gemeinsam mit zehn Wissenschaftlern in der Forschungsstation "Neumayer III" in der Antarktis verbringen. Seine Aufgabe ist es, für die Expeditionsteilnehmer in kulinarischer Hinsicht zu sorgen.

Doron: "Da muss ich schon meine Hausaufgaben machen"
Das Schwierige: Er kann nicht jeden Tag frische Zutaten besorgen. Bereits im Vorfeld muss alles genau, alles minutiös geplant sein. Kalkuliert werden muss für 14 Monate am Stück und nicht für Tage oder wenige Wochen.
In den antarktischen Sommermonaten besteht eigentlich die Möglichkeit, über Kapstadt frische Zutaten an die Forschungsstation liefern zu lassen, doch wegen der Corona-Pandemie ist das bei dieser Expedition erstmals nicht möglich. Gegessen wird dreimal am Tag. Monatelang müssen zehn Forschungsmitglieder verköstigt werden, wenn das nächste Team zur Übergabe anreist, sogar zwischenzeitlich 20 bis 30 Personen.
Doron sagt: "Da muss ich jetzt natürlich schon meine Hausaufgaben machen. Ich darf nichts vergessen und keinen Fehler machen. Denn vor Ort kann ich nicht mal eben zum Einkaufen gehen." Dabei ist bei den Temperaturen in der Antarktis auch das besondere Essverhalten zu berücksichtigen. "Es wird dort sicher mehr Fleisch gegessen als sonst. Bei Gemüse und Obst können wir fast nur auf Tiefkühlprodukte zurückgreifen", so der 52-Jährige.
Spannend und hilfreich: Gemüse wird direkt vor Ort gezüchtet
Zum Glück für die Teilnehmer gibt es an der Forschungsstation allerdings ein ebenso spannendes wie nützliches Projekt namens "Garten Eden" - ein Container, in dem eine Botanikerin Gemüse und Salat züchtet. Mit den Erzeugnissen kann vermutlich wenigstens ein Teil des Vitaminbedarfs gedeckt werden. Den Vitaminhaushalt zu überwachen, ist bei den Außenbedingungen in der Antarktis absolut notwendig.
Und dann ist da ja noch Corona: Ein Ausbruch im Team wäre das Letzte, was man brauchen kann, wenn man monatelang in der Antarktis eng zusammenleben muss. Deshalb werden auch hier entsprechende Vorkehrungen getroffen. "Wir dürfen seit ein paar Monaten nur noch die absolut nötigsten Kontakte zur Außenwelt haben. Dazu werden wir regelmäßig getestet und müssen vor der Abreise allesamt in Quarantäne", sagt er.
Und weil wegen der Pandemie eine Anreise per Flugzeug nicht möglich ist, wird Doron samt Forscherteam einen Monat lang mit dem Schiff anreisen - mit der "Polarstern". Trotz all dieser Hindernisse freut sich der 52-Jährige auf das Abenteuer seines Lebens. Nach der Leidenszeit als Wirt in Oberbayern an den Herd einer Forschungsstation in der Antarktis - für Tanguy Doron geht sein Wintermärchen in Erfüllung.