Steht schon seit 2020 still: Deswegen geht Münchens Forschungsreaktor auch 2025 nicht in Betrieb

Einst galt der Münchner Forschungsreaktor als Prestigeprojekt. Doch geforscht wird hier schon lange nicht mehr. Nun ist klar: Niemand kann derzeit sagen, wann die Anlage wieder hochfährt.
von  AZ/ dpa
Seit Jahren passiert hinter den Mauern des Forschungsreaktors München II nicht viel - zumindest nichts was die Forschung mit Neutronen angeht. (Archivbild)
Seit Jahren passiert hinter den Mauern des Forschungsreaktors München II nicht viel - zumindest nichts was die Forschung mit Neutronen angeht. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa

Anders als bislang erwartet wird der Forschungsreaktor FRM II der Technischen Universität München (TUM) auch in diesem Jahr nicht mehr in Betrieb gehen. Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen im bayerischen Landtag kann "zum aktuellen Zeitpunkt noch keine definitive Auskunft über den Zeitpunkt der erneuten Inbetriebnahme der Anlage erfolgen". Die Anfrage liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Hintergrund sind weiterhin Lieferprobleme für den sogenannten Zentralkanal der Anlage. Er trägt als zentrales Bauteil des FRM II das Brennelement.

Forschungsreaktor steht seit März 2020 still

Seit März 2020 steht der Forschungsreaktor still, damals wurde er wegen der Corona-Krise heruntergefahren. Im Januar 2022 wurde dann eine Undichtigkeit am Zentralkanal festgestellt. Auch wenn dies nach Angaben des Ministeriums keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Neutronenquelle, das Betriebspersonal und die Umgebung hatte und auch keine Radioaktivität freigesetzt wurde, soll zunächst der Zentralkanal ausgetauscht werden. 

Neuer Zentralkanal wurde bereits 2013 bestellt

Doch die Beschaffung des Bauteils ist alles andere als einfach, wie die Antwort des Ministeriums belegt: Denn bereits seit dem 30. März 2013 wartet man in Garching auf die Lieferung - damals war dies für Herbst 2014 eingeplant worden. Der Landtagsabgeordnete Markus Büchler bezeichnete den Vorgang mit einer Wartezeit von mehr als 13 Jahren als "verblüffend".

Zwar sei die frühe Auftragserteilung logisch, da allen Beteiligten bewusst war, dass der Zentralkanal regelmäßig erneuert werden müsse. "Völlig unverständlich ist aber, wieso es in 13 Jahren nicht gelungen ist, ein weiteres Exemplar dieses Zentralkanals herzustellen, etwas was ja offensichtlich vor mehr als 20 Jahren noch möglich war", sagte Büchler. Der Vorgang verstärke die bereits bestehenden Zweifel am Management des FRM II.

Gesamtkosten bisher rund zwei Millionen Euro

Auch zu den Kosten gibt die Antwort des Ministeriums aufschlussreiche Informationen preis: "Aktuell belaufen sich die bisher angefallenen Gesamtkosten zur Beschaffung des neuen Zentralkanals auf rund 2 Mio. Euro", heißt es. Diese Summe umfasse "im Wesentlichen Gutachterleistungen, Materialbeschaffung und die Beauftragung externer Fachfirmen. Interne Personal- und Reisekosten des FRM II sind hierin nicht enthalten." Bis zur Fertigstellung und dem Einbau des Zentralkanals erwarte man weiter Ausgaben von etwa 500.000 Euro.

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