Einmalig im Freistaat: Landkreis Starnberg zahlt Reparatur-Bonus an Privatleute
Starnberg - Der Kühlschrank brummt gefährlich, die Spülmaschine läuft unrund oder gibt ihren Geist auf? Nicht wegwerfen! Im Sinne der Nachhaltigkeit hat nicht nur die Bundesregierung das Recht auf Reparatur auf ihre Agenda gesetzt. Auch in Starnberg, mitten im wohlhabenden Münchner Speckgürtel, kennt man das Problem zu früh entsorgter Elektrogeräte.
Landkreis Starnberg zahlt Bonus für Elektrogeräte-Reparaturen
Der Abfallwirtschaftsverband Starnberg - Awista genannt - bietet reparaturwilligen Bürgern seit 1. Januar einen Bonus an, wenn sie Elektrogeräte reparieren lassen. 20 Prozent der Reparaturkosten oder maximal 50 Euro pro Person und Jahr werden übernommen. Interessenten müssen einen Antrag ausfüllen - herunterzuladen auf awista-starnberg.de/Reparaturbonus- und Rechnung und Ausweiskopie beilegen. Antragsberechtigt sind nur Landkreisbewohner.
Noch habe es keine Anträge gegeben, sagt Awista-Sprecher Sebastian Roth. "Aber rege Anfragen in unserer Servicezentrale." Die Leute wollten wissen, welche Geräte-Rechnungen sie einreichen können. "Da ist der Kühlschrank ganz vorn mit dabei." Klassische Fälle seien auch das heruntergefallene Smartphone mit gesprungenem Display oder die Tiefkühltruhe.
Nachdem der Bonus angekündigt war, stieß man bei Awista auf die Reparatur-Cafés im Landkreis - die sollen nun auch mit einer Materialförderung unterstützt werden. Denn, so Roth, man müsse ja auch jemanden finden, der all die Reparaturen durchführt.
Reparaturbonus: Vorbild für Starnberg ist Thüringen
Vorbild der Starnberger für ihren Bonus war das Land Thüringen, das "wahnsinnig viele Förderanträge" zu bearbeiten hatte, erzählt Roth. Das Bundesland bietet bis zu 100 Euro Kostenübernahme pro Person und Jahr. "Unser Ziel: die Nutzungsdauer der Geräte verlängern und so einen Beitrag zur Schonung der natürlichen Ressourcen leisten", wirbt die Verbraucherzentrale auf der Seite reparaturbonus-thueringen.de.
5.000 Euro beträgt der Starnberger Fördertopf für 2022 - sollte er schnell geleert sein, "wollen wir nachjustieren", verspricht Roth. Während Awista sich in Thüringen Rat holte, hat das Unternehmen nun selbst Anfragen aus anderen Regionen bekommen - Anfang Januar etwa aus Franken, und sogar in Niedersachsen sei man aufmerksam geworden.
"Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht"
In Bayern sind die Starnberger bislang allein mit ihrem Angebot. Auch dem bayerischen Umweltministerium ist derzeit kein weiteres kommunales Abfallunternehmen mit derartigen Boni bekannt. Man habe aber einen Leitfaden für "entsorgungspflichtige Körperschaften" zur Abfallvermeidung entwickelt. Denn: "Aus Gründen des Ressourcenschutzes ist die Reparatur defekter Elektrogeräte in der Regel einer Entsorgung und Neuanschaffung vorzuziehen. Das Schaffen von finanziellen Anreizen kann hierzu einen Beitrag leisten", sagt ein Sprecher des Ministeriums. "Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht."
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