Bei Bundeswehr-Übung in Erding: Polizei schießt Soldaten an

Ein Feldjäger wird bei der groß angelegten Bundeswehr-Übung „Marshall Power“ verletzt – offenbar durch Polizeikugeln. Anwohner alarmieren wegen einer vermummten Gestalt mit Langwaffe die Polizei – doch was als realistische Übung gedacht war, eskaliert. Wie konnte es zu dieser folgenschweren Verwechslung kommen?
von  Lisa Marie Albrecht, Natalie Kettinger
Die Polizei war wegen vermummter Personen kontaktiert worden.
Die Polizei war wegen vermummter Personen kontaktiert worden. © G. Herkner DigitalePressefotos

Großer Schock am frühen Mittwochabend: Während der bayernweit angelegten Bundeswehr-Übung „Marshall Power“ ist in Erding ein Feldjäger angeschossen worden. Der Mann wurde mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Medienberichten zufolge soll er einen Streifschuss im Gesicht erlitten haben. Noch am Abend konnte er die Klinik verlassen.

Die Übung war von der Bundeswehr angemeldet worden. Weitere Details – unter anderem, wer den Soldaten angeschossen hatte – wurden zunächst nicht mitgeteilt. Der Erstmeldung der Polizei zufolge ereignete sich der Vorfall im Bereich Hohenlindener Straße in Altenerding.

Bundeswehr-Übung in Erding: Polizei schießt auf Soldaten

 Zuvor hatten die Ordnungshüter lediglich einen größeren Einsatz bestätigt. Es seien zahlreiche Polizeikräfte und ein Hubschrauber vor Ort, hieß es am Abend. Im Umkreis der Einsatzstelle wurde der Verkehr abgeriegelt. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe laut Polizei aber zu keinem Zeitpunkt bestanden.

 Wie konnte es so weit kommen? Laut Polizei hatten Anwohner den Notruf gewählt, weil sie eine vermummte Person in Tarnkleidung und mit einer Langwaffe in der Nähe einer Scheune gesehen hatten. Daraufhin seien „starke Kräfte“ der Ordnungshüter ausgerückt. 

Die Bundeswehr spricht von einer "Fehlinterpretation".
Die Bundeswehr spricht von einer "Fehlinterpretation". © Friedrich/Vifogra/dpa

 Wie „Bild“ berichtet, dachten die Feldjäger wohl, dass die Beamten Teil der Übung waren – und schossen mit Übungsmunition auf die Polizisten. Warum die Erdinger Beamten wiederum anscheinend nichts von der Trainingseinheit wussten, und das Feuer mit scharfer Munition erwiderten, war zunächst unklar. „Aufgrund einer Fehlinterpretation vor Ort kam es zu Schussabgaben“, hieß es vonseiten der Polizei.

Das Ziel der bis zum 29. Oktober geplanten Bundeswehr-Übung ist, den Kampf hinter einer fiktiven Frontlinie im Verteidigungsfall zu üben – und zwar zusammen mit (Militär)-Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften.

Die Einsatzkräfte sollten in der Öffentlichkeit üben

Das Besondere: Die etwa 500 Soldaten der Feldjäger und die rund 300 zivilen Einsatzkräfte sollten nicht auf abgezäunten Truppenübungsplätzen üben, sondern in der Öffentlichkeit. Die Einsatzkräfte sollen laut Bundeswehr das Vorgehen gegen Bedrohungen im sogenannten „rückwärtigen Raum“, trainieren – zum Beispiel gegen Drohnen, Sabotage oder sogenannte „irreguläre Kräfte“.

Ein Bundeswehrsprecher hatte mitgeteilt, dass Übungseinsätze über den gesamten Tag verteilt stattfinden könnten, auch frühmorgens und spätabends.   

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.