Jetzt Korallen adoptieren und Meere schützen: So geht's

Man sieht sie auch im Urlaub beim Schnorcheln in der Adria: Korallen brauchen unsere Hilfe. Meeresbiologin Christina Egger hat deshalb "Plant A Coral" gegründet. Dabei kann man schon für 25 Euro Pate werden – und viel bewirken.
Leonie Fuchs |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Egger setzt eine Fächerkoralle bei einem Tauchgang an einem Riff bei Faro ein. Sie hofft, dass dort so wieder flächendeckend Korallengärten entstehen
Egger setzt eine Fächerkoralle bei einem Tauchgang an einem Riff bei Faro ein. Sie hofft, dass dort so wieder flächendeckend Korallengärten entstehen © Diogo Paulo
Carbonatix Pre-Player Loader

Audio von Carbonatix

Die Zahlen sind erschreckend: Von knapp 900 Riffe bildenden Warmwasser-Korallenarten weltweit sind 44 Prozent bedroht, berichtet Ende letzten Jahres die Weltnaturschutzunion (IUCN). Doch nicht nur in tropischen Gewässern leiden die Meerestiere unter der Erderwärmung. Auch unsere Korallenarten in Europa sind akut gefährdet, sagt Christina Egger. Sie kommen vom Mittelmeer bis weit in den Nordatlantik vor, so die Meeresbiologin aus Olching.

Die 33-Jährige hat ein besonderes Projekt gestartet und will so die sogenannten Gorgonien retten – bevor sie vielleicht für immer verschwinden.

Egger.
Egger. © Elena Dimitrova

Eine Korallenpatenschaft, etwa für eine Baby-Seefächerkoralle, beträgt etwa 25 Euro

Zusammen mit Freunden und ihrer Familie hat Egger die gemeinnützige Organisation "Plant A Coral e.V." ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, europäische Korallengärten zu schützen und wiederaufzuforsten.

Eine Babykoralle: Manche Korallen besitzen Farbpigmente, welche sie unter Licht in Farben erstrahlen lassen.
Eine Babykoralle: Manche Korallen besitzen Farbpigmente, welche sie unter Licht in Farben erstrahlen lassen. © Christina Egger

Auf der gleichnamigen Webseite können Interessierte eine Koralle adoptieren und so einen Beitrag dazu leisten, die Ökosysteme zu schützen und beanspruchte Korallengärten wiederherzustellen. Eine Korallenpatenschaft, etwa für eine Baby-Seefächerkoralle, beträgt etwa 25 Euro.

Egger ist ihr Leben lang schon fasziniert gewesen von den Lebewesen, sagt sie der AZ. Denn, Korallen seien nicht nur wunderschön, "sie bilden die Grundlage des Lebens". Durch ihre 3D-Struktur schaffen sie ein Habitat für verschiedenste Meeresbewohner. Korallen sind Kolonien einer Vielzahl winziger Einzeltiere – Polypen genannt. Sie bieten außerdem Schutz und sind Kinderstube für verschiedenste Tierarten. Weil sie große Gemeinschaften bilden, werden sie laut Egger auch als Unterwasserwälder bezeichnet.

Korallen auch für Schnorchler gut sichtbar

Europäische Korallen benötigen, im Gegensatz zu den tropischen, weniger Licht. Sie kommen deshalb in viel größeren Tiefen vor. "Wir finden sie in bis zu 3500 Metern Tiefe, aber auch im Hafenbecken in der Adria auf zehn Metern Tiefe." Selbst Schnorchler können sie noch gut sehen.

Eine weitere wichtige Funktion der sogenannten Nesseltiere: Korallen können Kohlenstoffdioxid speichern und in Biomasse umwandeln. Denn die Tiere fressen kleine Organismen oder Detritus (abgestorbene Mikroorganismen, d. Red.) und wirken daher im Kohlenstoffzyklus mit, erklärt Egger.

Auch europäische Korallen leiden unter hohen Temperaturen

Die Erwärmung der Ozeane hat einen direkten Einfluss auf das Leben der Korallen, was an der Bleiche in tropischen Gewässern für alle sichtbar wird. Doch auch die Tiefwasserkorallen in Europa, mit denen die Meeresbiologin hauptsächlich arbeitet, leiden demnach unter den hohen Temperaturen. "Deutlich wird das etwa, wenn Algenblüten, die immer wieder auftreten, sie überwuchern."

Auch die Verschmutzung der Meere stellt eine Gefahr dar. "Und der allergrößte Faktor ist die Fischerei, weil sich die Korallen in den Netzen verfangen und dann ausgerissen werden." 

Sogenannte Gorgonien, also Fächerkorallen, erstrahlen am Meeresboden. Sie kommen auch in Europa vor.
Sogenannte Gorgonien, also Fächerkorallen, erstrahlen am Meeresboden. Sie kommen auch in Europa vor. © Emanuel Gonçalves

Egger hat zuerst in der Zoologischen Staatssammlung in München (ZSM) gearbeitet und ist dann für ihre Promotion nach Faro, an die Universität der Algarve, in Portugal gegangen: "Dort habe ich beobachtet, dass viele Korallen in den Netzen von Fischern gelandet sind." 

Egger fängt an, die Korallen zu retten

"Ich wollte mehr über ihre Biologie erfahren, ihren Lebenszyklus, über ihre Fortpflanzung", erzählt sie. Daraus sei dann auch ihre Doktorarbeit entstanden, mit der Fragestellung, wie man Korallen helfen, zu ihrer Erholung beitragen und sie in Schutzgebieten wieder ansiedeln kann.

Bei einem Aufenthalt auf Curaçao hat die Wissenschaftlerin zudem gelernt, wie man die Gameten (Eier, d. Red.) von Wildkorallen entnehmen und daraus Babykorallen züchten kann. "Das wollte ich unbedingt mit unseren Kaltwasserkorallen schaffen."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Einige aus dem Beifang geretteten Gorgonien, also Fächerkorallen, werden heute im Aquarium der Forschungseinrichtung "Ramalhete" in Faro gehalten, in der Egger inzwischen arbeitet. Im letzten Jahr hat sie es zudem geschafft, Kaltwasserkorallen zu reproduzieren. Die winzigen Polypen wachsen im Aquarium zu Baby-Korallen heran und werden dann ins Meer ausgesetzt.

„Die ausgewachsenen Korallen haben wir in Plugs eingefügt, sodass wir sie an Felsen ankleben oder in künstliche Riffe in ein vorgebohrtes Loch setzen können. Die Baby-Korallen wachsen in einem Substrat auf, mit dem sie in den Meeresgrund gepflanzt werden können. 60 Stück haben Egger und ihr Team in Portugal bereits angesiedelt, weitere sollen folgen.

Aufforstungs-Projekte sind auch in der Adria geplant

Für die Zukunft erhofft sie sich, dass ihre wieder angesiedelten Korallen sich zu Gemeinschaften ausbilden und sich so flächendeckend in Meeres-Schutzgebieten ausbreiten können. Auch sollen bald Kooperationen mit der ZSM in München entstehen, sodass Korallengärten auch in der Adria aufgeforstet werden.

Jede Korallenpatenschaft helfe, ihr Vorhaben umzusetzen und die Tiere zu schützen. Aktuell gibt es noch kleine Seefächerkorallen, die adoptiert werden können. Die Korallen-Patenschaften gibt es unter: plantacoral.org

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.