Kommentar

Uefa verbietet Regenbogen-Arena: Peinlich und rückständig

Digitalredakteur Michael Schleicher über das Uefa-Verbot, die Münchner Arena am Mittwoch in Regenbogenfarben leuchten zu lassen.
von  Michael Schleicher
Die Hülle der Allianz Arena leuchtet anlässlich des Christopher Street Days in Regenbogenfarben. Zum EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn wird das nicht der Fall sein. (Archivbild)
Die Hülle der Allianz Arena leuchtet anlässlich des Christopher Street Days in Regenbogenfarben. Zum EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn wird das nicht der Fall sein. (Archivbild) © Tobias Hase/dpa

Das muss man sich mal vorstellen: Da steht der Münchner Stadtrat - beinahe geschlossen - hinter dem Antrag, das Münchner Stadion während des EM-Spiels zwischen Deutschland und Ungarn in Regenbogenfarben leuchten zu lassen. Der Oberbürgermeister höchstselbst setzt sich in einem Schreiben an die Uefa nochmals explizit für die Umsetzung des Antrags ein. Zehntausende unterschreiben online eine Petition für die Beleuchtung. Und was macht der europäische Fußballverband? Der lehnt einfach ab!

Die Begründung? Mehr als schwammig! Die Uefa sei "aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage - eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt - muss die Uefa diese Anfrage ablehnen", heißt es in einer Stellungnahme.

München wollte ein Zeichen für Toleranz und Menschenrechte setzen

Politisch neutral, soso... Doch warum die Welt nicht darauf aufmerksam machen, was im EU-Land Ungarn falsch läuft? Mit der bunten Arena wollte München ein Zeichen für Toleranz und Menschenrechte setzen – dass sie es nun nicht darf, ist peinlich und zeigt ein rückständiges Weltbild.

Es ist nicht der erste Fehlgriff des Verbands bei dieser EM: Neben der Handhabung des Falls Christian Eriksen zu Beginn des Turniers bekommt die Uefa auch das Rassismus-Problem nicht in den Griff. Die Franzosen mussten sich unter anderem Affenlaute im Stadion gefallen lassen. Gespielt wurde übrigens in Budapest, Ungarn. "Say no to racism" schreiben sich Fifa und Uefa groß auf die Fahne – warum dann nicht auch "say no to homophobia"?

Die Regenbogenbinde ist erlaubt, die Regenbogen-Arena nicht

Was ebenso unlogisch erscheint: Während die Arena nicht bunt leuchten darf, darf DFB-Kapitän Manuel Neuer (völlig zurecht!) mit der Regenbogen-Kapitänsbinde auflaufen. Hier hat die Uefa die Ermittlungen schnell wieder eingestellt, die Binde sei der "good cause" eines Spielers. Warum nun der Regenbogen im XXL-Format eine Art "bad cause" sein soll, erschließt sich wohl nur den Granden in der Uefa-Führungsriege.

Trägt eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben: Deutschlands Torhüter Manuel Neuer.
Trägt eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben: Deutschlands Torhüter Manuel Neuer. © Christian Charisius/dpa

Kurios: Im August 2019 machte sich die Uefa den Regenbogen noch selbst zu Eigen, twitterte, dass die Euro 2020 ein "Turnier für alle" werde. Doch auf die löblichen Worte folgen nun keine Taten. Im Gegenteil.

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Lob verdient bei aller Schimpferei die Stadt München, die schnell reagierte und mit teils cleveren Aktionen zum Gegenschlag ausholt. München, die "Weltstadt mit Herz", lässt sich nicht unterkriegen. "Wir werden uns in München auf gar keinen Fall davon abhalten lassen, ein eindeutiges Signal an Ungarn und den Rest der Welt zu senden", stellte OB Reiter unmissverständlich klar.

Ein gutes Signal, schon jetzt. Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja tatsächlich einen Fußballgott, der kurz vor dem Anpfiff mit einem kräftigen Regenguss doch noch für eine Regenbogen-Arena sorgen wird...

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