Uefa besteuert TV-Leinwände: EM-Gebühr für Biergärten
MÜNCHEN - In einem Monat beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Doch ob es auch heuer wieder zum Sommer-Spaß mit Live-Übertragungen in den Biergärten kommen wird wie vor zwei Jahren bei der WM, ist zweifelhaft. Die Uefa, beinahe allmächtiger Veranstalter der EM, verlangt von den Wirten eine Extra-Gebühr.
Was war das für ein Fußball-Fest vor zwei Jahren! Zu Tausenden hockten die Münchner bei der Weltmeisterschaft in den Biergärten, bejubelten vor riesigen Leinwänden die Tore der deutschen Nationalmannschaft und feierten hinterher gemeinsam auf der Leopoldstraße.
Doch dieser kollektive Freudentaumel könnte den Fans bei der bevorstehenden Europameisterschaft verwehrt werden. Nicht nur, dass der Olympiapark heuer kein Public Viewing veranstalten wird. Jetzt verlangt die Uefa von Biergärten und Wirtschaften auch noch hohe Lizenzgebühren. Das zwingt die Wirte, das Leinwand-Vergnügen einzuschränken. Münchens Fußball-Fans werden auf EM-Diät gesetzt.
Gebührenpflichtige Lizenz
Mit einer Extra-Gebühr für die öffentliche Vorführung von EM-Spielen kassiert die Uefa heuer die Wirte ab. Jeder Gastronom, der die Partien auf einem Bildschirm oder einer Großbildleinwand mit einer Diagonale von mehr als drei Metern zeigen will, muss demnach bei dem europäischen Fußballverband eine gebührenpflichtige Lizenz beantragen.
Und die wird richtig teuer: Immerhin sechs Euro werden pro Spiel und Quadratmeter Großbildleinwand zusätzlich zu den GEZ- und Gema-Gebühren fällig. Das heißt: Würde das Forum am Deutschen Museum, das eine rund 30 Quadratmeter große Leinwand besitzt, alle 31 EM-Spiele zeigen, würden Lizenzgebühren in Höhe von 5580 Euro fällig.
"Wir hängen total in der Luft"
Vor zwei Jahren, bei der Fußball-WM im eigenen Land, erließ die Fifa den WM-Städten dagegen die Lizenzgebühren komplett und zahlte sogar noch etwas drauf: Das Fanfest im Olympiapark wurde von dem Verband finanziell unterstützt und nachträglich bezuschusst.
Die Regelung in diesem Jahr verstehen die meisten Gastronomen dagegen kaum noch: „Ich steige da nicht mehr durch“, kapituliert Jürgen Lochbihler, der Geschäftsführer der Münchner Schrannenhalle, in der zur Europameisterschaft gleich mehrere Leinwände stehen sollen vor dem Uefa-Regelwerk. „Die ganze Angelegenheit ist äußerst komplex und schwierig“, berichtet Amadeus Danesitz vom Substanz. „Wir hängen total in der Luft“, motzt Christian Lehner vom Parkcafe, das die größte Outdoor-Leinwand der Stadt aufstellen will und auch im Inneren Fußball zeigen wird.
Die Folge: Um die Bier- und Brotzeitpreise trotz gestiegener Kosten konstant zu halten, haben sich viele Betreiber lediglich einzelne Partien herausgepickt, die sie zeigen werden. So werden im Maxx-Kino nur die Highlight-Spiele zu sehen sein. Auch das „Eat the Rich“ in der Heßstraße wird nicht alle EM-Begegnungen zeigen. Im Augustiner-Biergarten werden zwar vier Leinwände aufgestellt, nur auf einer kann man aber alle Matches sehen. Der Franziskanergarten bietet drei Leinwände. Und auch im Löwenbräukeller beschränkt sich Christian Schottenhamel darauf, die Highlights zu zeigen.
Viel Geld für wenig Spiele
Rund 1000 Euro hat der Wiesn-Wirt für die Lizenz zur Übertragung in seiner Wirtschaft am Stiglmaierplatz bereits überwiesen: „Dafür darf ich allerdings nur 23 Partien zeigen“, erklärt er. Viel Geld für wenig Spiele. „Im Grunde ist es eine Frechheit, was die Uefa mit uns macht.“
Auch deshalb haben einige Gastronomen bereits ihre Anwälte eingeschaltet: „Bis heute war die Uefa aber nicht für eine Stellungsnahme zu erreichen“, erklärt Rechtsanwalt Richard Seifert, der unter anderem die Wirte-Familie Kuffler vertritt.
Der Syndikus der Wiesn-Wirte befürchtet deshalb, dass einige Wirte ganz auf die Fußball-Übertragungen zur Europameisterschaft verzichten werden oder sich auf ungebetenen Besuch einstellen müssen, wenn sie die Lizenzgebühr nicht bezahlen: „Am Ende steht dann ein Kontrolleur der Uefa im Biergarten und baut die Leinwand ab.“
Daniel Aschoff