"Überhaupt nicht mehr auszuhalten": Ärger um die Sackgasse am Münchner Elisabethmarkt

Es wird ernst für die Anwohner am Schwabinger Elisabethmarkt. Denn Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos, Grünen-nah) schlägt in einer Vorlage für den Bezirksausschuss Schwabing-West vor, das nördliche Stück der Arcisstraße entlang des Elisabethmarkts für Autos dauerhaft gesperrt zu lassen. Künftig sollen hier nur noch Radler fahren dürfen, entlang von Pflanztrögen und Bänken. Am 2. Juli will das grün geführte Stadtviertelparlament darüber abstimmen.
200 Haushalte leiden an Dauerstau, Abgasen und Lärm
Die Stadt hatte das Straßenstück, das zwischen der Berufsschule für Kfz-Mechatroniker und dem Elisabethmarkt verläuft, vor fünf Jahren gesperrt, um wegen des großen Markt-Neubaus dort vorübergehend Verkaufscontainer für die Markthändler aufzustellen (deren Standl wurden abgerissen).
Seither leiden rund 200 Haushalte an den benachbarten Wohnstraßen Agnes- und Isabellastraße an Dauerstau, Abgasen und Lärm. Just vor ihren Fenstern nämlich umfahren Autos, Lieferverkehr und große Lastwagen die Sackgasse, wenn sie aus der Arcisstraße kommend nach Norden Richtung Elisabethstraße unterwegs sind.

"Wir wollen, dass bei uns wieder Ruhe einkehrt"
Seit vergangenen Herbst ist der neue Elisabethmarkt fertig, die Interimscontainer werden nicht mehr gebraucht (einige waren zuletzt nur noch als Lager genutzt worden). Dass die Container trotzdem noch auf der Sackgasse herumstehen, regt die Anwohner massiv auf. "Die Straßensperrung verursacht ein unsägliches Verkehrschaos im Wohnviertel“, ärgert sich Anwohner Oliver Scholl, der Ende März eine Bürgerinitiative für die Öffnung der Sackgasse gegründet hat.
"Wir müssen schon morgens um sieben Uhr die Fenster schließen wegen dem Auto- und Lastwagenverkehr", berichtet eine Anwohnerin aus der Isabellastraße, „das ist oft überhaupt nicht mehr auszuhalten.“ Wenn bald auch noch ein Supermarkt ins ehemalige Gebäude der Post an der Agnesstraße einzieht, ist noch mehr Lieferverkehr zu erwarten. Scholl: „Wir wollen, dass bei uns wieder Ruhe einkehrt, aber man tut so, als wenn es uns gar nicht gibt.“
Erst verkehrsberuhigt, jetzt laute Ausweichstraße
Was die Nachbarschaft besonders nervt: Der Mobilitätsreferent kommt in seiner Vorlage zu dem Schluss, dass bei einer dauerhaften Sperrung „die Straßenbelastung (...) weiterhin in einem abwickelbaren und zumutbaren Rahmen“ bleibe. Im Bereich der Agnes- und Isabellastraße sei sie "als relativ niedrig einzuschätzen", heißt es in dem Papier.
Dabei ist die Isabellastraße einst verkehrsberuhigt worden, als Tempo-30-Zone mit Bodenwellen, die Autos zum Langsamfahren zwingen. „Jetzt rumpeln hier die Laster durch und stinken vor unseren Fenstern, weil sie vor der Ampel im Stau stehen“, sagt Oliver Scholl, „das ist doch komplett widersinnig.“

CSU: "Notfalls holen wir die Entscheidung in den Stadtrat"
Das sieht man auch bei der Rathaus-CSU so. „Dass die Arcisstraße einmal durchgehend geplant worden ist, hat einen Sinn gehabt“, sagt der ehemalige Wirtschaftsreferent und jetzige CSU-OB-Kandidat Clemens Baumgärtner, der sich am Montag vor Ort ein Bild der Lage gemacht hat. „Hier müssen ja nicht nur böse SUVs durch, sondern auch Laster, Handwerker, Umzugswagen und Lieferverkehr. Wir sind deshalb für eine Öffnung der Straße.“
Selbst wenn der Schwabinger Bezirksausschuss sich mit einer Mehrheit für eine Dauer-Straßensperrung entscheide, sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. Baumgärtner: „Notfalls holen wir die Entscheidung darüber in den Stadtrat.“