Überfall auf Juwelier mit Hammer und Pfefferspray

München - Eine traumatisierte Verkäuferin, ein wütender Angestellter, eine mutige Chefin – die Reaktionen auf den Überfall auf einen Juwelier in Obergiesing könnten unterschiedlicher kaum sein. Von den fünf Männern, die am 5. April 2017 das Geschäft von Franz C. Bauer (59) stürmten, sitzt nur einer auf der Anklagebank. Die Ermittlungen gegen seine mutmaßlichen Komplizen laufen noch, erklärt Staatsanwalt Laurent Lafleur. Vonseiten des Angeklagten darf sich der Ankläger allerdings keinerlei Hilfe erwarten. Der 34-Jährige schweigt.
Zum Zeitpunkt des Überfalls war der 59-jährige Inhaber gerade auf dem Weg zu seinem Geschäft. Im Laden waren zu diesem Zeitpunkt aber seine Mutter Karola (82), drei Angestellte und drei Kunden. Die 82-Jährige berichtet der Strafkammer des Landgerichts und ihrem Vorsitzenden Richter Frank Zimmer von den dramatischen Szenen und ihren widersprüchlichen Gefühlen in diesen Momenten: "Ich hatte keine Angst." Panik aber schon.
Angeklagter besprüht Opfer mit Pfefferspray
Die Männer gingen schnell, arbeitsteilig und brutal vor. Nach Überzeugung der Ermittler war es der Angeklagte, der fünf Opfer mit Pfefferspray besprühte. Die Opfer erzählen, dass es sich dabei um eine orangene Substanz gehandelt habe. "Es hat gebrannt wie die Hölle" – dieser Satz fällt mehrmals. Ein Angestellter berichtet, dass er danach "Wut und Zorn" empfunden habe.
Ein Komplize des mutmaßlichen Räubers bedrohte die Opfer mit einer Schusswaffe, die anderen zogen mehrere Hämmer aus der Sporttasche, zertrümmerten die Vitrinen des Juweliers, holten 120 wertvolle Uhren und drei Schmuckstücke raus. Den Wert der Beute beziffert die Anklage auf 308.000 Euro. Dazu kommt der Schaden an den Vitrinen (38.000 Euro).
Der Überfall dauerte nur zwei Minuten
Kurioses Detail: Offenbar zur Tarnung hatten die Räuber neben der Sporttasche auch einen schwarzen Basketball mitgebracht. Insgesamt dauerte der Überfall nur zwei Minuten. Eine Verkäuferin (58) und eine Kundin berichten im Prozess, dass sie noch lange mit den Folgen der Attacke zu kämpfen hatten. Die Augen und die Seele schmerzten. Die Verkäuferin vor allem hatte lange an dem Trauma zu knabbern. Nach der Krankschreibung habe sie eine Stunde vor dem Geschäft ausgeharrt, bevor sie sich reintraute, berichtet sie. Sie sei inzwischen sehr schreckhaft, etwa, wenn jemand hinter ihr laut werde.
Das kann man von Karola Bauer wohl nicht sagen. Die 82-Jährige hatte sich jedenfalls während des Überfalls einen Basketball geschnappt und ihn todesmutig auf einen der Männer geworfen. Der ließ sich nicht beirren, sondern ergriff mit der Beute und seinen Komplizen die Flucht.
Bei einem DNA-Abgleich der Tatortspuren gab es schließlich einen Treffer. Der Verdächtige konnte in Litauen festgenommen und später nach Deutschland ausgeliefert werden. Ein Urteil soll morgen verkündet werden.