U-Bahn-Schläger legen Geständnis ab: "Es tut mir leid"

Ein halbes Jahr nach dem brutalen Überfall auf einen 76-jährigen Rentner an der U-Bahn-Station "Arabellapark" haben die beiden Schläger zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis abgelegt. „Es tut mir sehr leid, ich schäme mich“, sagte der 21-jährige Serkan A.
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MÜNCHEN - Ein halbes Jahr nach dem brutalen Überfall auf einen 76-jährigen Rentner an der U-Bahn-Station "Arabellapark" haben die beiden Schläger zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis abgelegt. „Es tut mir sehr leid, ich schäme mich“, sagte der 21-jährige Serkan A.

Absperrgitter, Taschenkontrollen, zweimal Leibesvisitation – zum Prozessauftakt gegen die beiden U-Bahn-Schläger Serkan A. (21) und Spyridon L. (18) herrscht im Justizzentrum an der Nymphenburger Straße höchste Sicherheitsstufe.

Mit fast dreieinhalb Stunden Verzögerung verliest Staatsanwalt Laurent Lafleur die Anklage. Die Jugendkammer hat zuvor so lange über den Ausschluss der Öffentlichkeit beraten, lehnt den Antrag der Verteidiger Wolfgang Kreuzer, Michael Gallus und Florian Wurtinger aber ab.

Die Anklage lautet: versuchter Mord an dem pensionierten Schuldirektor Bruno N. (76). Der Rentner hatte am 20. Dezember 2007 den Angeklagten Spyridon L. aufgefordert, nicht ihn der U-Bahn zu rauchen. An der Haltestelle Arabellapark liefen sie ihm nach, schlugen ihn zusammen und traktierten ihn mit Fußtritten. „Der Geschädigte erlitt massivste Schädelverletzungen. Darüber hinaus kam zu Gehirnblutungen", sagte Staatsanwalt Lafleur. Die Anwälte halten das nur für gefährliche Köperverletzung.

Ohne zu zögern, geben die beiden Angeklagten die Tat zu, legen ein Geständnis ab. Spyridon L.: „Es tut mir sehr leid. Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum ich so etwas getan habe." Der 21-Jährige ist vor einen Jahr Vater geworden, seine Freundin Natascha will er bald heiraten. In der U-Haft haben ihn Mithäftlinge mit dem Tod bedroht. Der andere Täter, der berufslose Spyridon L. schiebt alles auf den Alkohol: „Wenn ich zu viel trinke, macht mich das aggressiv."

Bevor der Angeklagte sein Elternhaus verließ, um Spezl Serkan A. gegen 17 Uhr am Stachus zu treffen, zischte er daheim zwei Bier. In einem Supermarkt kauften sie insgesamt zwölf Halbe: „Wir sind dann in eine Kirche und haben das Bier getrunken." Irgendwann gesellte sich ein Bekannter von Serkan A. dazu. „Ich kannte ihn nicht. Der war einfach da und hat auch Bier getrunken." Serkan A. vertrieb ihn schließlich mit einem Fußtritt in den Hintern und behielt dessen Handy.

Nach einem Aufenthalt in einer Spielothek kamen Spyridon L. und Serkan A. gegen 22 Uhr an der U-Bahnhaltestelle Max-Weber-Platz an. Sie stiegen in die Linie 4. Auch das spätere Opfer Bruno N. stieg zu. „Der Mann ist dann zu mir gekommen, sagte, ich soll die Zigarette ausmachen. Ich bin leider aggressiv geworden und habe ihn angespuckt", so Spyridon L.,. Er soll den Rentner noch beschimpft habe „Scheiß Deutscher, Sau. Schwein!" Daran kann sich Serkan nicht erinnern, sein Anwalt sagt, er habe Bruno N, „Hurenbastard" genannt.

Der Rentner setzte sich ein paar Reihen weiter weg, stieg am Arabellapark aus. Serkan A.: „Soll ich ihm eine geben?" Spyridon L. nickte. Die Gewaltexzesse konnten dann später Millionen auf einem veröffentlichten U-Bahnvideo sehen.

„Erst aus der Zeitung habe ich erfahren, dass der Mann so alt ist. Ich schlage keine alten Männer. Ich war so dicht. ich habe mir nichts dabei gedacht", so Spyridon L., dem der Fuß wegen der Tritte gegen das am Boden liegende Opfer weh tat.

Am Dienstag soll der Rentner Bruno N. im Prozess gehört werden.

Torsten Huber

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