Türsteher rettet Kind

Sex-Attacke im Bus: Ein Betrunkener begrapscht ein schutzloses, zehn Jahre altes Mädchen. Die Fahrgäste schauen weg, nur Student Thomas und Freundin Ricarda beweisen Zivilcourage
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Mutiges Paar: Student Thomas (19) mit seiner Freundin Ricarda (19).
Gregor Feindt Mutiges Paar: Student Thomas (19) mit seiner Freundin Ricarda (19).

Sex-Attacke im Bus: Ein Betrunkener begrapscht ein schutzloses, zehn Jahre altes Mädchen. Die Fahrgäste schauen weg, nur Student Thomas und Freundin Ricarda beweisen Zivilcourage

MÜNCHEN Der Mann stinkt nach Alk, er pöbelt und stört, mitten im Bus. Sein Opfer ist ein Mädchen, es ist 10 Jahre alt, trägt einen Schulranzen, will vom Unterricht nach Hause. Der Fremde streicht ihr über den Kopf, macht obszöne Gesten mit seiner Zunge und droht: „Ich f... dich, ich nehm’ dich mit nach Hause.“ Das Kind schluchzt. Viele der etwa 30 Fahrgäste im Bus schauen weg. Zwei mischen sich sein.

Das geschah am Montag, kurz vor drei Uhr, in der Buslinie 55 nahe des Ostbahnhofs. Thomas und seine Freundin Ricarda (beide 19) sind Zeugen einer schrecklichen Szene: Ein 46-jähriger Mann, glatzköpfig, über 100 Kilo schwer, bedrängt ein kleines Mädchen, provoziert sie mit obszönen Worten und Gesten und behauptete noch, das Kind wäre seine Tochter. Doch Thomas glaubt ihm nicht. „Es war einfach ekelhaft“, erinnert er sich.

Thomas und seine Freundin Ricarda beweisen Mut, sie schreiten ein und versuchen, dem Mädchen zu helfen. Erst mit Worten, dann mit Taten. Am Mittwoch belobigte die Polizei die beiden führ ihr couragiertes Handeln. Polizeisprecher Wolfgang Wenger: „Wir brauchen diese Leute, die sich einmischen.“

Thomas arbeitet seit zwei Jahren als Türsteher in einer Kneipe in der Altstadt. Seine Profession hat nicht gerade den besten Ruf, vielleicht zu Unrecht, wie er nun bewiesen hat. „Ich bin ein Mensch, der nicht sehen kann, wenn andere beleidigt werden“, sagt Thomas, der Grafikdesign studiert. Für einen 19-Jährigen wirkt er ziemlich selbstbewusst – dass er niemand ist, der wegschaut, hat er jetzt auch bewiesen.

Als der Mann das Mädchen immer wieder sexuell bedrängte, zieht der Hobby-Kickboxer den Mann weg, ruft nach dem Busfahrer. Der alarmiert die Polizei. Ricarda kümmert sich um das Mädchen. „Sie stand unter Schock, ihr Weinen war durchdringend“, sagt Thomas. Dann endlich holt die Mutter das Mädchen ab. Der Mann wird festgenommen und droht Thomas: „Ich werde dich finden...!“

Angst vor der Rache des Mannes haben Thomas und Ricarda nicht. „Ich bin durch meinen Job Anfeindungen gewöhnt“, sagt der junge Helfer. Traurig stimmt ihn vielmehr, dass nur einer von etwa 30 anderen Fahrgästen wirklich geholfen hat, den Betrunkenen zu stoppen.

Der ist wieder auf freiem Fuß. „Eine Beleidigung auf sexueller Basis reicht für einen Haftbefehl nicht aus“, erklärt Staatsanwältin Barbara Stockinger. Thomas und Ricarda wollen wissen, wie es dem Mädchen geht. Seit dem Vorfall hatten sie keinen Kontakt mit ihr. Thomas sagt: „Ich will wissen wie es ihr geht, es tut mir so leid für sie.“ rke

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