Trotz Neueröffnung: Weiter Ärger um die Schranne

Schrannen-Mieter Jürgen Lochbihler holt zum finalen Schlag gegen seinen Vermieter und Intimfeind Klaus Thannhuber aus.Wer gewinnt?
von  Abendzeitung
So sieht die  Schranne aktuell aus. Wie lange noch, ist die Frage.
So sieht die Schranne aktuell aus. Wie lange noch, ist die Frage. © Martha Schlüter

Schrannen-Mieter Jürgen Lochbihler holt zum finalen Schlag gegen seinen Vermieter und Intimfeind Klaus Thannhuber aus.Wer gewinnt?

Von Julia Lenders

Nach außen hin signalisiert alles Aufbruch. Die Schrannenhalle ist komplett entrümpelt und neu eingerichtet worden. An diesem Freitag steigt die große „Opening Party“. Sie soll den Münchnern zeigen: Die Schranne ist wieder da. Trotz Schuldenberg. Trotz bislang erfolgloser Investorensuche.

Auferstanden aus Ruinen? Nicht ganz. Denn hinter den Kulissen brennt es heftiger denn je. Jetzt hat Schrannen-Mieter Jürgen Lochbihler zum finalen Schlag gegen seinen Vermieter ausgeholt – gegen Klaus Thannhuber. Er hat Insolvenzantrag gegen die „Schrannenhalle GmbH & Co. KG“ gestellt. Die Männer-Fehde hat damit ihren Höhepunkt erreicht.

Was der Insolvenzantrag im komplizierten Schrannenkonstrukt bedeutet, ist nicht einfach zu verstehen: Bislang läuft ein Insolvenzverfahren nur bei der Münchner Schrannenhallen-GmbH – der früheren Betreiberin des Objekts. Jetzt aber geht es um die Eigentümerin, die Co.KG. Und damit geht es um Klaus Thannhuber. Er war einst wichtigster Geschäftspartner von Lochbihler, jetzt ist er sein größter Kontrahent. Allein deshalb, weil Thannhuber kein Hehl daraus macht, dass er seinen Mieter Ende dieses Jahres loswerden will. Doch der hat gerade viel Geld in die Hand genommen, um die Schranne zu erneuern – mehr als 280000 Euro. Eine Investition, die sich lohnen soll.

Jetzt geht Lochbihler in die Offensive. „Ich hätte gerne Planungssicherheit“, sagt er. Mit Herzblut kämpft er für sein Schrannen-Konzept. Er will den Erfolg. Endlich. Doch Thannhuber werfe ihm ständig Knüppel zwischen die Beine. Beispiel: Baumängel. Ein Gutachten weist 1189 Einzelschäden in der Schranne aus. Risse im Boden. Lüftungsprobleme. Lochbihler schätzt den Gesamtschaden auf rund eine Million Euro. Er wandte sich an Thannhuber, der bei der Besitzgesellschaft das Zepter in der Hand hält. „Aber der tut einfach nichts!“ Aus dem Griechenland-Urlaub meldet sich Thannhuber zu Wort und kontert: Lochbihler habe Mietvertrag und Übergabeprotokoll unterzeichnet. Bei der Übernahme des Objekts habe er keine weiteren Mängel geltend gemacht. „Mehr Ansprüche hat er nicht.“

Das sieht Lochbihler anders. Er droht: Jetzt habe er „nur“ den Insolvenzantrag gegen die Schrannenhalle GmbH & Co.KG gestellt. Aber er behalte sich auch eine Anzeige wegen Insolvenzverschleppung gegen Thannhuber vor. „Es kann nicht sein, dass jemand mit einem solchen Schuldenberg seine Gläubiger an der Nase herumführt.“

Wie steht es tatsächlich um die Co.KG? In einem Anwaltsschreiben ans Amtsgericht heißt es jedenfalls: „Die Antragsgegnerin ist derzeit weder überschuldet noch zahlungsunfähig, weil sie in Verhandlungen mit den Gläubigern steht und diese gewillt sind, bis zur Erreichung einer Gesamtlösung zuzuwarten.“ Was die finanzielle Lage gewiss nicht erleichtert: Die satte Miete für die Schranne geht laut Lochbihler nicht mehr an die Schrannenhalle GmbH & Co.KG – sondern an die Gläubigerbank, die Deutsche Bank in London. Deren ursprüngliche Forderung soll bei 26 Millionen Euro gelegen haben.

Thannhuber bleibt trotz der Attacke gelassen. „Der Insolvenzantrag von Lochbihler ist ein Witz.“ Er habe „wischiwaschi“ irgendetwas geschrieben. „Aber er hat nicht einmal eine Forderung geltend gemacht.“ Sein Anwalt Michael Scheele geht noch weiter: „Da kommt ein hohes Maß an krimineller Energie zum Ausdruck“, behauptet er. Das Ganze sei ein „derartiger Vertrauensbruch“, dass am Montag geprüft werden solle, „ob wir das Mietverhältnis fristlos kündigen“. Die zuständige Richterin habe Lochbihler ohnehin schon anheimgestellt, den Antrag zurückzunehmen.

Die Schlammschlacht ist eröffnet. Ergebnis: offen. Derweil scheint auch bei der Investorensuche nichts voranzugehen. In München hält sich das Gerücht, der umstrittene Leipziger Immobilienkönig Oliver Bechstedt sei weiter interessiert – auch wenn er das Gegenteil beteuert. Vor nicht langer Zeit war das Interesse noch da. Der AZ liegt ein Brief aus dem Jahr 2007 vor, unterzeichnet von Thannhuber. Darin wird das Kommunalreferat um die Eintragung einer „Bauhandwerkersicherungshypothek“ für Bechstedts Firma Megaron gebeten – in Höhe von zwei Millionen Euro. Was hat es damit auf sich? „Megaron war bis heute nirgendwo bei der Schranne beteiligt“, sagt Bechstedt der AZ am Telefon, bevor er grußlos auflegt. Thannhuber ist gesprächiger: „Megaron hätte in die Halle mitinvestiert, wenn die Firma den Eintrag ins Grundbuch bekommen hätte.“ Daraus sei aber nichts geworden.

Erst kürzlich hatte sich ein niederbayerischer Baulöwe selbst als möglicher Käufer ins Gespräch gebracht – Günther Karl. „Ich habe weiter Interesse und schließe eine Übernahme nicht aus“, sagt er. Derzeit habe er aber andere Prioritäten. Dem Schrannen-Mieter Lochbihler wünscht er für den Insolvenzantrag „viel Glück“, räumt ihm aber keine großen Chancen ein. „Thannhuber wird schon wissen, wie er sich wehrt.“ Neuanfang in der Schranne? Die Zeichen stehen eher auf Showdown.

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