Trio vor Gericht: Falsche Polizisten zocken Rentner ab
München - Wenn ein Polizist mit der Nummer 110 anruft und vor Einbrechern warnt, ist Misstrauen angesagt. Einem Trio (24, 29 und 46 Jahre alt) wird seit Dienstag im Gerichtssaal der JVA Stadelheim vorgeworfen, Teil einer Bande zu sein, die mit dieser "Falscher-Polizist"-Masche gezielt ältere Frauen und Männer betrügen.
In ihrem Fall waren zwei 88-jährige Frauen aus dem Münchner Süden die Opfer. Der Schaden geht laut Anklage in den sechsstelligen Bereich. So funktioniert die kriminelle Masche: Anrufer aus der Türkei, die sogenannten Keiler, suchen sich Menschen mit älter klingenden Vornamen aus dem Telefonbuch heraus und geben sich ihnen gegenüber als Polizisten aus. Sie erzählen ihren Opfern, dass ihre Namen auf Listen von Einbrechern aufgetaucht sind. Um Schaden zu vermeiden, solle man sein Geld der Polizei zur Verwahrung oder Registrierung übergeben.
Betrüger schicken Mittelsmann zur "Verwahrung"
Das allein reicht den Betrügern aber nicht. Sie behaupten am Telefon zudem, dass die vermeintlichen Einbrecher mit Mitarbeitern der Bank des Opfers zusammenarbeiten. Man solle sein Geld von der Bank abholen und seine Wertsachen ebenfalls der Polizei übergeben.
Ein vom Keiler informierter Logistiker beauftragt dann einen Komplizen, die Beute abzuholen. Der übergibt sie einem Mittelsmann oder Kurier zur Verwahrung.
Opfer (88) zahlt fast 90.000 Euro
Oft tun die zutiefst verunsicherten Opfer, was ihnen der Keiler sagt. So wie die 88-jährige Giesingerin, die 12.000 Euro in einer Schatulle vom Balkon in den Hof ihres Hauses warf. Im Fall des zweiten Opfers (88) waren es laut Anklage sogar fast 90.000 Euro, die auf diese Weise erbeutet wurden. Besonders perfide: Der Keiler erklärte dem ersten Opfer, dass es sich nach der Geldübergabe im Badezimmer einschließen solle, da die vermeintliche Einbrecherbande Schüsse abgeben könnte.
Die drei Männer sind weitgehend geständig, bemühen sich teilweise auch um einen Täter-Opfer-Ausgleich. Sie müssen mit Haftstrafen zwischen zwei und vier Jahren rechnen.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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