Trio raubt Dealer in dessen Wohnung aus

Prozess vor der Jugendkammer: Opfer und Täter schildern den Raub von Marihuana und Handy sehr unterschiedlich.
von  John Schneider
Sollen einen Dealer ausgeraubt haben: Die drei Angeklagten.
Sollen einen Dealer ausgeraubt haben: Die drei Angeklagten. © jot

München - So hatte sich Paul T. (Name geändert) den Deal wohl nicht vorgestellt. Er wollte seinen drei Kunden 20 Gramm Marihuana verkaufen, die er bei sich daheim gebunkert hatte. Kaufpreis: 300 Euro. Der Unterföhringer wog das Handelsgut genau ab, dann wogen die drei Käufer aus Garching noch einmal nach. Plötzlich kippte die Stimmung. Einer habe gerufen, dass man Paul T. „abziehen“, also nicht bezahlen wolle.

Da habe dieser zu einem Küchenmesser gegriffen, das auf der Couch lag, erinnert sich Peter S. (20). Er habe dann zwei, drei Mal zugeschlagen. In das Gesicht des Dealers. Auf die linke Gesichtshälfte.

Hört sich wie Notwehr an. Aber das Opfer schildert den Vorgang offenbar ganz anders. Die Ermittler gehen jedenfalls davon aus, dass Peter S. „ohne rechtfertigenden oder entschuldigenden Grund“ mehrfach mit der Faust zugeschlagen hat. Dabei soll er ein Feuerzeug in der Hand gehalten haben.

Auf den nach der Tat aufgenommenen Fotos sind die rot angelaufenen Schwellungen im Gesicht des Opfers zu sehen. Stammen die nur von der Faust oder doch von einem Feuerzeug? Das wird wohl ein Gutachter aufklären müssen.

Widersprüche gibt es auch über den weiteren Tathergang. Die Ankläger glauben, dass Peter S. „Gib das Geld her!“ geschrien habe, um gemäß des gemeinsamen Tatplans des Trios, den Dealer auszurauben. Peter S. bestreitet auch das. Er habe nichts gesagt, sondern nach den Schlägen lediglich Deckung hinter seinem Komplizen Hans P. (23) gesucht.

Denn das Opfer hatte trotz der Schläge jetzt das Messer in der Hand gehabt. Ob das stimmt wird die Beweisaufnahme zeigen müssen. Hans P. soll ein Butterflymesser hervorgezogen haben. Für die Ankläger, weil er der Geldforderung Nachdruck verleihen wollte. Aus Sicht von Peter S., um einen Angriff des Dealers abzuwehren.

In diesem Moment sei die Mutter des Opfers nach Hause gekommen. Das Trio ergriff die Flucht. Karl T. (22) nahm dabei noch das Päckchen mit dem Marihuana mit, Hans P. stahl das Handy des Dealers.

Zurück in Garching habe man das Gras dann untereinander aufgeteilt. Lange dauerte die Freude an der Beute nicht. Noch am Abend stellte die Polizei im Wagen von Hans P. das Butterflymesser sicher. Zwei Tage später fanden sich in der Wohnung von Karl T. noch Reste des Marihuanas. Den größten Teil hatten die Räuber offenbar bereits geraucht.

Zum Prozessauftakt regte einer der Verteidiger eine sofortige Unterbrechung für ein Rechtsgespräch an. Doch der Vorsitzende Richter der Jugendkammer, Reinhold Baier, winkte zunächst ab. Zu weit liegen die Ausführungen des Opfers und der Täter auseinander. Da fehle die Voraussetzung für eine mögliche Einigung der Prozessparteien.

Der Prozess wird fortgesetzt.    

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.