Trauungen im Viertelstundentakt

Für Romantik bleibt da nicht viel Zeit: Am 11.11. - pünktlich zum Faschingsbeginn - sind die Standesämter ausgebucht. Getraut wird im Viertelstundentakt.
MÜNCHEN - In Franken haben sie regelrecht Bammel. „Ich gebe zu, ich habe Angst vor dem Datum“, sagt Reinhold Vogt, der Nürnberger Standesamtschef. Gemeint ist der 11.11. – in diesem Jahr ein Freitag und bei Brautpaaren als Schnapszahl ein sehr begehrter Termin.
Das gilt auch für Deutschlands größtes Standesamt, berichtet Peter Trunk (40), der stellvertretende Leiter des Münchner Heiratsbüros. „Es gibt keine freien Termine mehr.“ Und das, obwohl alle vier möglichen Trausäle genutzt und das Personal von acht Standesbeamten – wie an normalen Freitagen üblich – auf 14 aufgestockt wird.
Spätentschlossene schauen seit gestern in die Röhre. Da gingen die letzten beiden Trau-Termine weg. 66 Eheschließungen wird es in München geben. Mehr geht einfach nicht. An normalen Freitagen sind es etwa 40 Paare, die sich trauen lassen.
Im Viertelstundentakt werden die Paare sich das Ja-Wort geben. „Reden’S mir da nicht von Romantik!“, sagt Peter Trunk. Der Grund: Es wird eng zugehen an der Mandlstraße, in Pasing und in den beiden Trausälen des KVR in der Ruppertstraße. Ein „Feuerwerk“ dürfe man nicht erwarten.
Aber er und seine Kollegen wollen sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern ihren Teil zum „schönsten Tag im Leben“ beitragen: „Wir lassen uns nicht hetzen.“ Wenn jemand vor Aufregung den Ring vergesse oder sich verspäte, dürfe er auch am 11.11. trotz des Andrangs mit Nachsicht rechnen, verspricht Trunk: „Da müssen halt die, die danach kommen, etwas warten.“ Die Zeremonie werde auch nicht etwa abgekürzt. Wer Musik wolle, bekomme sie auch.
Gelassen sieht der Vize-Chef der Standesbeamten auch dem möglichen Einsatz von Konfetti statt Reis – es ist ja der Tag, an dem die Narrensaison startet. Angekündigt hat das bislang noch kein Paar. Und wenn die Chose aus dem Ruder laufe: „Der Standesbeamte hat notfalls das Recht, für Ordnung zu sorgen.“ Aber das habe man in all den Jahren noch nie machen müssen.
Die letzte Chance für diejenigen, die gerne an einem Schnapszahl-Datum heiraten würden, kommt nächstes Jahr. „Dann ist Gott sei Dank Ruhe“, sagt Trunk. Seit dem 9.9.99 ist in fast jedem Jahr ein solcher Run auf ein Schnapszahldatum dabei gewesen. Eine Ausnahme war das vergangene Jahr, aber auch nur, weil der 10.10.10 auf einen Sonntag fiel. Und da wird auch in München niemand getraut.
Auf der anderen Seite: Im Dezember ist es mit rund 500 Trauungen auch nicht besser. Der letzte Monat ist in München noch vor dem Mai auch der beliebteste zum Heiraten. Mit oder ohne Schnapszahl. Das macht den 12.12.12 gleich doppelt attraktiv. Also vormerken: Das letzte Schnapszahldatum für lange Zeit fällt auf einen Mittwoch.