Trauer in der Blumenau: Die Ehre der Straße

500 Menschen trauern eine Woche nach der Tat in der Blumenau um Eftal K. – ein Wissenschaftler erklärt: „Es geht um Solidarität innerhalb der Gruppe." Noch sind die Hintergründe des Streits nicht aufgeklärt.
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Trauerfeier am Sonntag um Eftal K.: Die Redner ermahnen die jungen Leute, auf Gewalt und Racheakte zu verzichten.
Hürriyet Trauerfeier am Sonntag um Eftal K.: Die Redner ermahnen die jungen Leute, auf Gewalt und Racheakte zu verzichten.

BLUMENAU - 500 Menschen trauern eine Woche nach der Tat in der Blumenau um Eftal K. – ein Wissenschaftler erklärt: „Es geht um Solidarität innerhalb der Gruppe." Noch sind die Hintergründe des Streits nicht aufgeklärt.

„Er war ein guter Junge. Wieso musste es soweit kommen?“ – Freunde von Eftal K. haben ein Trauer-Video ins Internet gestellt. Im Hintergrund läuft deutschsprachiger Rap. Die Bilder zeigen den 24-Jährigen Eftal K., der am Pfingstwochenende an den Folgen eines Messerstichs starb (AZ berichtete).

Über 9000 Mal wurde der Video-Beitrag inzwischen angeklickt – und auch bei einer Trauerfeier am Tatort in der Blumenau versammelten sich am Sonntagabend nach Polizeiangaben rund 500 Menschen, darunter viele Jugendliche. Die Blumenau kommt nicht zur Ruhe.

„Die Feier verlief äußert friedlich“, sagt ein Polizeisprecher. Eine Schweigeminute wurde abgehalten, dazu aus dem Koran gelesen. Redner ermahnten die jungen Leute, auf Gewalt und Rache zu verzichten und Staatsanwaltschaft und Polizei zu vertrauen.

Alle nehmen Anteil an seinem Schicksal

Eine Woche nach seinem Tod scheint Eftal K. schon fast mythisch, wie eine Legende. Alle nehmen Anteil an seinem Schicksal. „Da geht es um Solidarität innerhalb der Gruppe“, sagt Ahmet Toprak, Pädagoge türkischer Herkunft, der als Professor für Erziehungswissenschaften an der Fachhochschule Dortmund arbeitet.

„Egal, was der Tote gemacht hat: Die Gruppe hinterfragt das nicht und will nach außen hin ihre Verbundenheit dokumentieren“, sagt Toprak. Dieses Phänomen der Jugendkultur lasse sich nicht auf einzelne Nationalitäten beschränken. „Bei Migranten ist es vielleicht stärker, weil das Gefühl, von der Gesellschaft sowieso nicht verstanden zu werden, dazu beiträgt.“ Doch die Trauer könne auch schnell in Wut umschlagen – „Wenn der Eindruck entsteht, dass Eftal mehr oder weniger selbst Schuld an seinem Tod ist“, sagt Toprak.

Drei Freilassungen, sechs Haftbefehle

Noch ist der tödliche Streit in der Blumenau nicht endgültig geklärt. Die Polizei geht aber weiterhin davon aus, dass Branko, der Eftal K. erstochen hat, in Notwehr gehandelt hat.

Mittlerweile hat die Polizei drei Männer, die falsch ausgesagt hatten, wieder freigelassen. Gegen sechs weitere wurden Haftbefehle wegen Beteiligung an einer Massenschlägerei angeordnet.

C. Landsgesell

Das Trauer-Video

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