Trambahnritzenreinigung: Kratzen mit 7 km/h
Was einst die Trambahnritzenreinigungsdamen machten, oft ungelernte ältere Frauen, das erledigen heute speziell ausgebildete Männer mit Maschinen. Hier erklärt MVG-Arbeitsgebietsleiter Christian Ach diesen Job
AZ: Herr Ach, die Trambahnritzenreinigungsdame gibt’s ja schon lange nicht mehr. Wie nennt man diesen Beruf heute?
CHRISTIAN ACH: Ganz einfach, wir sind die Abteilung Schienenreinigung der Bahnmeisterei Trambahn.
Und wie werden die Schienen heutzutage gereinigt?
Dafür haben wir ein spezielles Fahrzeug. Es sieht auf den ersten Blick aus wie eine normale Kehrmaschine. Aber es ist ein Zwei-Wege-Fahrzeug, eine Lore. Das heißt, es kann auf der Straße und auf Schienen fahren. Dafür braucht man eine spezielle Ausbildung und einen speziellen Führerschein. Die Trambahngleise werden immer noch ausgekratzt, so wie früher. Nur eben mit der Maschine.
Wie funktioniert das genau?
Die Lore wird hydraulisch auf die Gleise gesetzt. Das erfordert ziemlich viel Können. Dann fährt man mit drei bis sieben Kilometern pro Stunde. An der Unterseite des Fahrzeugs ist ein Metallkratzer befestigt, der kratzt die Schienen aus. Dahinter ist noch ein Schlauch. Mit einem Wasserstrahl mit einem Druck von 700 bis 1000 Bar werden die Gleise ausgespritzt. Das ist schon einiges, gerade so, dass es das Metall nicht zerschneidet. Mit Kratzer und Schlauch lockern wir den Dreck auf, die Maschine saugt ihn auf. Das sind bis zu 1000 Tonnen Schmutz im Jahr, vor allem Baustellenschutt und Bremssand von der Trambahn.
Wie oft müssen die Gleise gereinigt werden?
Einmal pro Woche. Wir sind ein Team von vier Mann und jeden Tag unterwegs. Da gibt es einen ganz straffen Turnusplan. Für das gesamte Stadtgebiet – das sind 170 Kilometer Tramnetz – brauchen wir eine Woche. Dann geht es wieder von vorne los. Weichen werden zwei Mal pro Woche gereinigt und geölt. Dafür haben wir aber eine andere Maschine. Die Reinigung ist wichtig, damit sich der Dreck nicht festfährt. Sonst könnte die Tram entgleisen.
Wann machen Sie das? Arbeiten Sie nachts?
Nein, wir schwimmen tagsüber im laufenden Betrieb mit. Das ist die große Kunst, das zu schaffen, ohne den Tramverkehr aufzuhalten. Notfalls können wir mit der Maschine auf die Straße ausweichen. Da braucht man aber erst einmal eine Ausfahrt. Und bis die Maschine von den Gleisen runter und wieder drauf ist, dauert es auch. Zeitlich schwierig wird es, wenn Gleise akut gereinigt werden müssen, zum Beispiel bei Baustellen oder wenn ein Lkw Kies verliert. Da müssen wir dann so schnell wie möglich hin. Das bringt den ganzen Ablauf durcheinander.
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