Tränen und Entschuldigung beim Messerstecher-Prozess

Ein Mann rammt einem Mitbewohner eine Klinge in den Rücken. Jetzt steht er vor Gericht.
Bernhard Lackner |
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Der Prozess wird fortgesetzt. (Symbolbild)
dpa Der Prozess wird fortgesetzt. (Symbolbild)

München - "Ich verzeihe ihm alles und wünsche ihm nichts Schlechtes", sagt Rahmat N. (Name geändert) mit brüchiger Stimme und Tränen in den Augen. Eine bemerkenswerte Aussage, hat er doch noch heute mit den Spätfolgen jenes 10. Dezember letzten Jahres zu kämpfen.

Gegenstand der Verhandlung am Mittwoch: Eine Messerstecherei in einer Oberschleißheimer Asylbewerberunterkunft. Am frühen Nachmittag im Dezember kam es laut Anklage zum Streit, Grund war die Sauberkeit in den Gemeinschaftsräumen. Vor allem der Zustand in der Küche stieß dem späteren Täter Ahmad B. sauer auf. Der 34-jährige Senegalese forderte seine Mitbewohner dazu auf, ihm beim Putzen zu helfen. Die aber wollten sich gerade etwas zu Essen kochen.

Brutale Attacke mit Feuerlöscher

Die Stimmung wurde immer aufgeheizter. Beide Landsmänner beschimpften sich wüst. Nur durch das Einschreiten der Mitbewohner und des Sicherheitsdienstes konnte eine körperliche Auseinandersetzung der beiden Streithähne verhindert werden, die Lage schien sich wieder beruhigt zu haben.

Kurz darauf ging es dann aber weiter – die Situation eskalierte. B. bewaffnete sich mit einem Feuerlöscher und schlug auf Abdullah N. ein. Dieser konnte den Angriff weitestgehend abwehren, wurde nur leicht an der Hand verletzt. Wieder versuchten Mitbewohner, den Angreifer zu beruhigen. Als sich Ahmad B. auf sein Zimmer zurückzog, schien sich die Sache geklärt zu haben.

Wenige Minuten später kam der 34-Jährige allerdings zurück. Mit einem rund 30 Zentimeter langen Messer stach er Abdullah N. ohne jede Vorwarnung in den Rücken und fügte ihm eine zehn Zentimeter lange Stichverletzung zu. Im Anschluss ließ er sich widerstandslos festnehmen.

Messerattacke: Die Folgen sind bis heute spürbar

"Zuerst habe ich es gar nicht gemerkt", sagt Abdullah N. am Mittwoch vor Gericht. "Erst als mich die anderen darauf hingewiesen haben, habe ich am Boden das ganze Blut gesehen." Ganz verheilt ist die Stichwunde bis heute nicht. Noch immer kann N. nicht schwer heben, was ihn in seinem Job als Lagerarbeiter einschränkt.

Zum Prozessauftakt treffen sich Täter und Opfer erstmals seit der Tat wieder, zuvor lebten sie fast drei Jahre gemeinsam in der Unterkunft in Oberschleißheim. B. verweigerte eine Aussage zum Vorwurf des versuchten Mordes. Nach der Schilderung von Rahmat N. meldet er sich dann doch noch zu Wort. "Das, was passiert ist, tut mir unendlich leid", sagt er, ebenfalls mit brüchiger Stimme und Tränen in den Augen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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