Tortellini für den müden Seppi

Sie ist die Frau an seiner Seite, von traditioneller Rollenaufteilung hält sie nichts: Natalie Schmid, die Ehefrau des OB-Kandidaten. Die AZ war daheim bei Schmids: Wie sie leben, wie sie sich unterstützen, was sie fühlen.
von  Abendzeitung
Natalie Schmid und der kleine Leonhard: Im Kommunalwahlkampf hat der CSU-OB-Kandidat Seppi Schmid wenig Zeit für seine kleine Familie.
Natalie Schmid und der kleine Leonhard: Im Kommunalwahlkampf hat der CSU-OB-Kandidat Seppi Schmid wenig Zeit für seine kleine Familie. © Petra Schramek

Sie ist die Frau an seiner Seite, von traditioneller Rollenaufteilung hält sie nichts: Natalie Schmid, die Ehefrau des OB-Kandidaten. Die AZ war daheim bei Schmids: Wie sie leben, wie sie sich unterstützen, was sie fühlen.

MÜNCHEN Seppi und Natalie bei ihrer Hochzeit. Seppi und Natalie auf einem Metzgerball. Seppi und Natalie irgendwo. Wer nur kurz seinen Blick durch die Wohnung der Eheleute Schmid schweifen lässt, hat keinen Zweifel: Die beiden sind ein gutes Team. Glücklich sehen sie auf den Fotos aus, die fast jedes Zimmer in Allach schmücken. Doch im Moment hat das Paar kaum Zeit füreinander: Seppi Schmid steckt mitten im Wahlkampf-Endspurt. Der 38-Jährige kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters.

Freie Tage? Fehlanzeige. „Aber die Zeit, die wir haben, machen wir uns dafür umso schöner“, sagt Natalie (34). Ein schlechtes Gewissen habe ihr Mann manchmal trotzdem – vor allem wegen Leonhard („Lenny“). Schmid junior ist eineinhalb Jahre alt, sieht aus wie sein Vater und hat gerade gelernt, Auto zu sagen. Und: brumm brumm.

Mit der Familie punkten

Eine schöne Frau, ein süßer Sohn: Klar, dass Seppi Schmid versucht, im Wahlkampf auch mit seiner kleinen Familie zu punkten. Gerne busselt er seine Natalie vor Fotografen. Ein Familienbild zu dritt schmückt so manche CSU-Veranstaltung. Schmids Chancen im Rennen gegen Münchens unangefochtenen Dauer-OB Christian Ude stehen dennoch schlecht. „Wir kennen die Realitäten“, kommentiert Natalie Schmid diese Faktenlage trocken. Fast schon trotzig wirkt deswegen eine Textschleife, die am Wohnzimmerregal hängt: „Ich bin der Platzhirsch.“ Und in der Küche findet sich ein kleiner Christian Ude in Form eines Holz-Hampelmanns. „Wenn’s nicht jetzt klappt, dann eben beim nächsten Mal“, ist Natalie sicher.

Keine traditionelle Rollenaufteilung

Die 34-Jährige unterstützt ihren Mann so gut sie kann: Gut gelaunt erträgt sie jeden Wahlkampf-Pflichttermin. Und wenn ihr „Seppi“ spät und hungrig nach Hause kommt, kocht ihm sein „Spatzl“ manchmal noch sein Lieblingsessen: Tortellini mit Sahnesauce.

Doch von einer traditionellen Rollenaufteilung sind die CSU-Schmids weit entfernt. „Ich bin absolut keine Hausfrau“, sagt Natalie. Schon acht Wochen nach der Geburt ihres Sohnes ging die Handelsfachwirtin wieder in Teilzeit arbeiten. Bei der Firma Estée Lauder koordiniert sie Internetauftritte für mehrere Marken. Seit kurzem engagiert sie sich zudem für die Aufklärungskampagne „Bewusstsein für Brustkrebs“. Kind und Karriere – das klappt auch deshalb, weil Uroma und Oma Schmid in Allach gleich nebenan wohnen. Weil eine Putzfrau die schöne Maisonette-Wohnung pflegt. Und die Hemden von Seppi Schmid zum Bügeln außer Haus gegeben werden.

„Es ist eine Schande“, sagt Natalie, „dass Frauen in Deutschland abgeschrieben werden, wenn sie ein Kind bekommen.“ Die 34-Jährige will auf jeden Fall noch mehr Nachwuchs. Wie viele Kinder? „Egal. Hauptsache, das nächste kommt!“

Gefunkt während eines Gewitters

Natalie Schmid kennt ihren Mann schon ein halbes Leben. Beide besuchten dasselbe Gymnasium in Dachau, trafen sich sogar einmal zufällig im Urlaub. Gefunkt hat es trotzdem erst viele Jahre später beim ersten echten Date. „Das war am 1. Mai 1998. Es gab ein fürchterliches Gewitter, wir konnten nicht mehr aus dem Auto aussteigen. Es war wirklich romantisch“, erinnert sie sich mit einem Strahlen in den Augen. Sechs Jahre später heirateten sie – natürlich an einem 1. Mai. Immer noch steht neben dem dunklen Esstisch eine Tafel mit der Sitzordnung, die sich beide für ihre Hochzeitsfeier überlegt hatten.

Es ist gemütlich bei den Schmids: Blumen, zahlreiche kleine Deko-Accessoires und von Natalie gemalte Bilder – alles in der Lieblingsfarbe des CSU-Paares, in knallig-sozialdemokratischem Rot.

"Manchmal raste ich aus"

Freilich gibt es zuweilen auch Zoff im sonst so harmonischen Heim: „Ich bin total emotional. Manchmal raste ich aus – und er bleibt völlig ruhig. Das macht mich dann noch wahnsinniger!“ Auch in politischen Fragen ist das Paar nicht immer einig. Natalie Schmid ist zwar ebenfalls seit vielen Jahren CSU-Mitglied. Manchmal könne sie Argumentationen ihres Mannes aber nicht ganz nachvollziehen, verrät sie. „Wir sind dann aber nicht spinnefeind, sondern diskutieren.“

Sie selbst kann sich eine politische Karriere nicht vorstellen: „Das wäre nichts für mich. Ich würde zu schlechte Reden halten“, gibt sie sich bescheiden. „Mein Mann ist schließlich auch kein Koch geworden – das wäre eine Katastrophe.“

Julia Lenders

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.