Todesurteil? Hundertjährige Eiche wird versetzt

München - Das letzte Geleit für eine Stileiche in der Planegger Karlstraße hat am Dienstag auf Schienen stattgefunden. Noch lebt der große Baum zwar, von dem erzählt wird, dass er mehr als 100 Jahre alt sein muss. So ganz genau weiß das niemand.

Doch die wochenlange Versetzung, etwa zehn Meter nordwärts, ist dessen Todesurteil. "Ein Baumexperte sagte: Das überlebt die Eiche höchstens fünf Jahre. Dann stirbt sie", erzählt Peter Brückel (81), ein ehemaliger Versicherungskaufmann, der AZ. Er wohnt hier schon sein Leben lang und kennt den Baum seit seiner Kindheit.
"Todesurteil" des Naturdenkmals: Umpflanzung
Doch warum musste die Eiche nach wochen- und monatelangen Diskussionen weichen? Es geht um Nachverdichtung. "Der Eigentümer des Grundstücks möchte hier bauen", sagt Brückel. Der habe sogar einen Vorschlag gemacht, der recht sinnvoll klang. "Er wollte eine Fällgenehmigung, um drei neue große Bäume zu pflanzen, aber der Baum ist offiziell ein Naturdenkmal", sagt Brückel. Daher bekam der Eigentümer von der Unteren Naturschutzbehörde die Auflage, dass die Eiche umgepflanzt werden muss – obwohl auch der Behörde klar sein müsste, dass der Baum diese Maßnahme trotz aller Vorsicht nicht überleben wird.

Die beauftragte österreichische Firma hat sich genau auf solche Umpflanzungen spezialisiert. "Aber die garantieren nur, dass Bäume einen so gravierenden Eingriff zwei Jahre überleben", sagt Brückel. Den Grund hat Brückel auch schon erfahren: Eine Eiche sei nun mal ein sogenannter Pfahlwurzler. "Die Wurzeln reichen manchmal sehr weit hinunter, teilweise bis zum Grundwasser", so Brückel. Um den Baum zu versetzen, musste diese Wurzel gekappt werden – was eben gleichbedeutend sei mit dessen Todesurteil.
Ivonne Schwemer-Scheddin, eine Nachbarin der Familie Brückel, sagte kurz und knapp: "Ich halte die Eichenverpflanzung für hirnrissig." Brückel schätzt, dass die Aktion mehrere Zehntausend Euro kosten müsste.
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