Todesstiche in der Blumenau: Der Prozess

Prozessbeginn um den tödlichen Messerangriff in der Blumenau. Das Verfahren gegen Messerstecher Branko O. (26) ist bereits eingestellt. Jetzt sitzen sieben Jugendliche, die den Messerangreifer bedrängt hatten, auf der Anklagebank wegen Körperverletzung.
von  Abendzeitung
Starb bei der Messerstecherei: Efdal K.
Starb bei der Messerstecherei: Efdal K. © abendzeitung

MÜNCHEN - Prozessbeginn um den tödlichen Messerangriff in der Blumenau. Das Verfahren gegen Messerstecher Branko O. (26) ist bereits eingestellt. Jetzt sitzen sieben Jugendliche, die den Messerangreifer bedrängt hatten, auf der Anklagebank wegen Körperverletzung.

Sichtschutz, Absperrgitter, verschärfte Personenkontrollen – unter hohen Sicherheitsvorkehrungen beginnt am Montag der Prozess um die Messerstecherei vor der Eisdiele Gelatok in der Blumenau. Der 24-jährige Efdal K. kam damals ums Leben (AZ berichtete).

Auf der Anklagebank sitzen sieben Männer im Alter von 18 bis 29 Jahren. Vorwurf: gefährliche Körperverletzung. Der Messerstecher Branko O. (26) ist nicht angeklagt. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. Er soll in Notwehr gehandelt haben. Gerade deshalb wird dieses Verfahren vor der Jugendkammer beim Landgericht München I die Emotionen der Angehörigen und Freunde des Opfers hochschaukeln.

Der Tat selbst ging ein Streit zwischen dem Angeklagten Ceyhun B. (18) und zwei Jugendlichen voraus: Am 14. März 2009, gegen 19.30 Uhr, stellte sich der Schüler Ceyhun B. mit drei Freunden im Stadtteil Großhadern den Jugendlichen in den Weg, forderte Drogen und Geld. Er schlug auf die Opfer ein, flüchtete mit zirka 50 Gramm Marihuana. Opfer S. erstattet Anzeige. Knapp drei Monate später, am 31. Mai 2009, saß S. mit Branko O. und zwei Freunden gegen 18.30 Uhr im Eiscafé Gelatok, einem beliebten Jugendtreff. Dies sprach sich rum wie ein Lauffeuer. Efdal K. und Ceyhun B. hielten sich auf einem Bolzplatz in der Nähe der Eisdiele auf, als sie übers Handy erfuhren, dass der Anzeigeerstatter S. in ihrem Stamm-Café sitzt. Efdal K. war erbost, weil durch die Anzeige auch sein kleiner Bruder ein Verfahren fürchten musste. Ceyhun B. packte S. an den Haaren, wollte ihn aus dem überfüllten Café ziehen. Branko O. ging dazwischen: „Lass doch die Kleinen in Ruhe!“ Daraufhin kam es zunächst zum Verbal-Streit zwischen Branko O. und den Freunden von Ceyhun B.

Fast 20 Freunde von Ceyhun B. standen nun Branko O. gegenüber. Seine drei Freunde hatten sich aus Angst davon gemacht. Mahir C. (29) und das spätere Opfer Efdal K. schleiften Branko O. aus dem Café. Sekunden später war Branko O. von 17 Mann umzingelt. Er zog sein Multitool-Messer Marke Leatherman mit einer Klingenlänge von 6,3 Zentimetern und hoffte, dass die Gruppe ihn laufen lasse. Doch die wurde noch wütender, stürzten sich auf Branko O. Sie warfen Stühle und ein Teppichmesser auf ihn, schlugen mit Wahlplakaten, die sie von den Bäumen rissen, auf ihn ein. Irgendwann lag Branko O. am Boden, bekam weitere Fußtritte ab. Efdal K. und der Angeklagte Sakir G. (24) lagen auf Branko O., der mit seinem Messer ungezielt rum fuchtelte. Dabei verletzte er zwei Angreifer an den Beinen und Efdal K. im Brustbereich. Die Angreifer ließen plötzlich von ihm ab und flüchteten. Efdal K. starb um 20.05 Uhr im Klinikum Großhadern. Der Prozess ist auf 18 Tage angesetzt. Am 9. Juli soll das Urteil gefällt werden.

Torsten Huber

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