Todesrätsel um den gierigen Kassenwart

Aus dem Grab in die Rechtsmedizin: Die Obduktion ergab, dass der mutmaßliche Millionenbetrüger nicht an einem Herztod starb. Die Kripo ermittelt in "alle Richtungen"
Nina Job |
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So berichtete die AZ am 14. März über den früheren Kassenwart von Hauzenberg.
AZ So berichtete die AZ am 14. März über den früheren Kassenwart von Hauzenberg.

Aus dem Grab in die Rechtsmedizin: Die Obduktion ergab, dass der mutmaßliche Millionenbetrüger nicht an einem Herztod starb. Die Kripo ermittelt in "alle Richtungen"

Hauzenberg/München  –
Der Kriminalfall um den früheren Kassenwart der Gemeinde Hauzenberg im Bayerischen Wald wird immer ungeheuerlicher: Wie der Passauer Staatsanwalt Gerd Ennser gestern mitteilte, starb der mutmaßliche Millionenbetrüger nicht – wie bislang angenommen – an einem Herzinfarkt. Das habe die Untersuchung des Leichnams ergeben. Der Tote war wieder ausgegraben worden. Die Ermittler gehen nun von einem Mord oder von einem Suizid aus.

Als am zweiten Weihnachtsfeiertag vergangenen Jahres der Kassenwart von Hauzenberg (12.000 Einwohner) starb, kam ein Sumpf ans Licht, den der Niederbayer mit viel krimineller Energie jahrelang geheim gehalten hatte: Der Kämmerer soll seine privaten Lustreisen ins benachbarte Tschechien und seine Zockerei in diversen Spielcasinos mit den Steuereinnahmen des Kurstädtchens finanziert haben.

Aus dem Stadtsäckel verschwanden seit 1999 rund 2,1 Millionen Euro (AZ berichtete). Was davor war, ist heute nicht mehr zu ermitteln. Es gibt keine Belege mehr.
Der Skandal in dem Luftkurort führte dazu, dass der Bürgermeister von Hauzenberg seinen Hut nehmen musste. Die Staatsanwaltschaft in Passau ermittelt nun, ob der Kassenwart Komplizen oder Mitwisser hatte. Außerdem wollte sie wissen, ob der Mann tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben war. Bis dahin war man stets von einem Herztod ausgegangen.
Totenruhe hin oder her: Mehrere Monate lag der Verstorbene schon in seinem Grab, dann ließ ihn ein Richter wieder ausgraben und die Leiche nach München bringen. Dort wurde der Leichnam in der Rechtsmedizin obduziert.

Nun liegt ein vorläufiges Gutachten vor. Die Rechtsmediziner kommen zu dem Schluss, dass der Kassenleiter nicht an einem natürlichen Herzinfarkt gestorben ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun „in alle Richtungen“. Sowohl eine Selbsttötung ist möglich, als auch „eine Beteiligung Dritter“ – sprich Mord. „Die genaue Todesursache steht erst nach dem Ergebnis der toxikologischen Untersuchungen fest", sagte Staatsanwalt Gerd Ennser. Etwa in zwei Wochen soll das Ergebnis vorliegen.

Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen, als die Lebensgefährtin des Kassenchefs, die ebenfalls im Rathaus arbeitet, bei dem Toten ein Kuvert mit 19.500 Euro fand. Bei dem Geld lagen dutzende städtische Belege. Diese Quittungen führten die Prüfer schließlich auf die Spur des groß angelegten Betrugs des Kämmerers.

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