Todes-App für München
MÜNCHEN - Für 1,59 Euro kommt das Verbrechen aufs iPhone: Per Klick auf den Stadtplan gibt’s Infos über Morde, Überfälle und andere schlimme Dinge
Wie gefährlich ist es in Ihrer Nachbarschaft? Sind dort Trickdiebe oder Schläger unterwegs? Wer solche Fragen hat, für den gibt es jetzt eine iPhone-App: „Verbrechen“ heißt das Programm, kostet 1,59 Euro und verspricht, Bürger über die Straftaten in ihrer Stadt aufzuklären. Die Anwendung ist der Renner, schon innerhalb von drei Tagen landete „Verbrechen“ unter den zehn beliebtesten Apps. „Wir sind von dem Erfolg überwältigt“, sagt der Erfinder Tarik Tokic aus Berlin.
Auf einer Karte werden die verschiedenen Verbrechen mit Symbolen angezeigt. Wer draufklickt, bekommt erst eine Kurzbeschreibung, dann, wenn er will, die ganze Meldung. Beispiel Marienplatz: Am 10. Oktober, so ist zu erfahren, attackierte ein unbekannter Sittenstrolch“ dort eine 20-jährige Auszubildende.
Wenige Meter weiter ist die Geschichte von zwei Frauen verewigt, die am 27.12. einen Mann am S-Bahnhof gerettet haben, der ins Gleisbett gefallen war. Und am 31.12. versuchten zwei unbekannte Täter um 2 Uhr morgens einen 20-Jährigen auszurauben, weil der aber kein Geld hatte, schlugen sie ihm ins Gesicht.
Die Infos stammen meist von der Polizei selbst – die Betreiber stellen Pressemitteilungen der Polizei auf die Karten.
In Germering ist zum Beispiel die Stelle, an der kürzlich ein Wohnhaus explodierte, gekennzeichnet. Dahinter liegt die Meldung von dem Fund der zweiten Leiche. Anspruch auf Vollständigkeit hat die App allerdings nicht. Es fehlen zum Beispiel Wohnungseinbrüche von Dezember und Januar, die in Wohngebieten stattgefunden haben.
Auch ist das Ganze kein Kriminalitätsarchiv – die Meldungen sind meist von Oktober oder später. Es gibt keine Hinweise auf große Verbrechen, die lange zurückliegen, wie etwa der Sedlmayr- oder der Moshammer-Mord.
Die Polizei sieht das Ganze mit gemischten Gefühlen: Zwar sind Pressemitteilungen öffentlich, andererseits kann die Polizei die Richtigkeit und den seriösen Umgang mit den Infos nicht garantieren. Nutzer der App schlagen bereits vor, dass man selbst Infos einspeisen können sollte.
Für die meisten Nutzer, die die App kommentieren, sehen sie schlicht als Unterhaltung. So ist zum Beispiel detailliert nachzulesen, wie im November Polizisten mit ihrem Dienstfahrzeug eine Trambahn rammten – sind wir froh, wenn nichts Schlimmeres passiert. ta