"Listenhunde" sorgen für volle Tierheime: Verein schlägt Hundeführerschein vor
München - Etwa 1.000 Tiere gehören zum durchschnittlichen Tierbestand im Tierheim in Riem. Und sie alle müssen täglich versorgt werden, von den Pflegern vor Ort.
Eine Herausforderung für den Tierschutzverein, denn manche Abteilungen wachsen stetig – doch nicht alle erhalten eine finanzielle Unterstützung von der Landeshauptstadt.
Durch den Klimawandel: "Immer mehr Wildtiere brauchen menschliche Hilfe"
"Die Wildtierabteilung wächst stetig an", sagt Kurt Perlinger, der Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins. Die Aufnahme, Versorgung und Auswilderung der Wildtiere, zu denen etwa die Igel gehören, werde daher immer arbeitsintensiver.
Die Erklärung des Tierschutzvereins: "Der Klimawandel setzt unserer heimischen Fauna zunehmend zu, immer mehr Wildtiere brauchen menschliche Hilfe", heißt es im jährlichen Tierschutzbericht, den Perlinger am Mittwoch präsentierte.
Insektensterben beeinflusst auch die Igel
Bei den Igeln sei etwa ein Nahrungsmangel aufgrund des Insektensterbens ein Problem und so müssten pro Saison etwa 2000 Igel gepäppelt werden. Die Finanzierung dieser Abteilung beruhe jedoch allein auf Spendenbasis.
Perlinger stellte auch die Neubauten auf der Anlage in Riem vor: Nun gibt es etwa ein frisch bezogenes Gebäude für den tiermedizinischen Bereich, mit den Praxisräumen und zwei OP-Sälen im Erdgeschoss. In den oberen Geschossen befinden sich Wohnungen für die Mitarbeiter.
Volle Hundehäuser und Wartelisten für Neuabgaben fordern Tierschutzverein München
Die Tierheim-Chefin Eva-Maria Natzer zeigt sich zufrieden: "Wir haben hier genug Platz in den großen Räumen. Außerdem gibt es keine Fugen und keine Fließen, es ist also gut zu reinigen", erklärt sie.
Als Herausforderung bezeichnen die Tierschützer etwa die permanent vollen Hundehäuser. Inzwischen gebe es Wartelisten für Neuabgaben. Vor allem schwer vermittelbare Hunde seien ein Dauer-Thema.
Zwei Drittel der Hunde im Münchner Tierheim sind Dauersitzer
"Im Ausland werden Tiere, die sechs, acht Wochen da sind, eingeschläfert", so Perlinger. Das sei im Münchner Tierheim keine Option: "Wir versuchen mit Händen und Füßen alles zu tun, damit nicht eingeschläfert werden muss", so Natzer. Zwei Drittel der Hunde im Münchner Tierheim sind Dauersitzer.

Die Tierschützer bitten daher darum, auch "Tieren mit Ecken, Kanten und Schwächen" eine Chance zu geben. Auch aufgrund einiger "Listenhunde", die in Bayern laut Tierheim nicht an neue Halter vermittelt werden dürfen, sind die Hundehäuser im Moment voll.
Seit 1992 gibt es die "Verordnung über Hunde mit gesteigerter Aggressivität und Gefährlichkeit", die gewisse Hunderassen in zwei Kategorien einteilt: Hunde der Kategorie 1, zu denen etwa Pit-Bulls und Bandogs gehören, dürfen in Bayern laut Tierschutzverein nicht gehalten und folglich auch nicht vermittelt werden. Hunde der Kategorie 2 dürfen nur bedingt, nach einem Gutachten über das Wesen des Tiers, gehalten werden.
Tierschutzverein München richtet Infotag zu Listenhunden im Tierheim aus
Der Tierschutzverein kritisiert diese Verordnung und spricht sich für eine Haltungserlaubnis in Bayern unter bestimmten Voraussetzungen aus. Hierzu schlägt er etwa einen bestandenen Wesenstest, ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis des Halters und einen Hundeführerschein vor. "Wie würden uns wünschen, dass die Hunde nicht als Beiß-Bestien abgestempelt werden", so der stellvertretende Vorsitzende Claus Reichinger zur AZ.
"Ich habe als Halter die Verantwortung, dass mein Hund nichts macht. Was das für eine Rasse ist, ist eigentlich vollkommen egal – von dem Hund, mit dem ich unterwegs bin, darf keine Gefahr ausgehen", so Reichinger. Am 3. Juni findet daher im Tierheim ein Listenhundetag mit Infoständen und Programm statt.