Tickets in München: Was die Stadt alles sponsert

106,38 Euro legt die Stadt auf ein Philharmonie-Ticket drauf, 4,82 Euro für jede VHS-Doppelstunde und 99 Cent für jeden Zoo-Besuch. Hier rechnet der Kämmerer vor, was eine sechsköpfige Familie pro Jahr dadurch "spart".  
Irene Kleber |
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Wie viel teurer wären die Ticketpreise, würde die Stadt nicht alljährlich Millionen Euro an (Ticket-)Zuschüssen in die Kultur- und Sozialeinrichtungen stecken?
dpa Wie viel teurer wären die Ticketpreise, würde die Stadt nicht alljährlich Millionen Euro an (Ticket-)Zuschüssen in die Kultur- und Sozialeinrichtungen stecken?

106,38 Euro legt die Stadt auf ein Philharmonie-Ticket drauf, 4,82 Euro für jede VHS-Doppelstunde und 99 Cent für jeden Zoo-Besuch. Hier rechnet der Kämmerer vor, was eine sechsköpfige Familie pro Jahr dadurch "spart".

München - Theater, Konzerte, Museum, Zoo, Geigenunterricht in der städtischen Musikschule oder Yoga bei der Volkshochschule: Den meisten Münchnern ist gar nicht klar, um wie viel teurer dort die Ticketpreise wären, würde die Stadt nicht alljährlich Millionen an (Ticket-)Zuschüssen in die Kultur- und Sozialeinrichtungen stecken.

Wie viel das genau ist, das rechnet der Stadtkämmerer ein Mal im Jahr, gleich zu Jahresbeginn vor. Und für heuer ist klar: So viel wie ab 2019 - ab September werden auch noch die Kitas für viele Münchner Kinder kostenlos oder sehr viel billiger - hat die Stadt noch nie an Zuschüssen und Leistungen für ihre Bürger investiert. (Lesen Sie hier: Haushaltsplan - 2019 fließen 1,6 Milliarden Euro)

Rund 16 Millionen Euro an Kita-Zuschüssen

950 Millionen Euro waren es 2017. Für 2018 liegen die Zahlen noch nicht vor, dürften aber ähnlich hoch sein. Ab 2019 kommen – fürs letzte Vierteljahr – rund 16 Millionen Euro an Kita-Zuschüssen dazu, ab 2020 werden es dann jährlich rund 45 Millionen Euro sein.

Der neue Kämmerer Christoph Frey, der im vergangenen November nach 14 Jahren Stadtkämmerer Ernst Wolowicz abgelöst hat, hat am Beispiel einer sechsköpfigen Münchner Familie ausrechnen lassen, wie viel Geld ein solcher Haushalt durch diese Stadt-Zuschüsse in einem Jahr spart.

Für die "Familie Kindl" (Großeltern, Eltern, zwei Kinder) also sähe das so aus...

 


Ein Besuch im Gasteig. Foto: Felix Hörhager/dpa


Die Großeltern 

Opa und Oma, Josef und Gerda Kindl, haben als Rentner Spaß an den Kulturveranstaltungen der Stadt. Allein vier Mal im Jahr gehen sie in Konzerte der Münchner Philharmoniker. Die (von der Stadt gesponserten) Karten für Orchesterkonzerte kosten 12,70 bis 85,90 Euro. Ohne den städtischen Zuschuss müssten die Großeltern pro Karte 106,38 Euro mehr bezahlen. Damit "sparen" sie also rund 851 Euro pro Jahr.

Die Eltern

Tom und Anna Kindl sind Theaterfans und gehen fünf Mal pro Jahr zu Vorstellungen im Münchner Volkstheater. Dort zahlen sie für eine Eintrittskarte zwischen 13 und 35 Euro. Die Stadt legt als Zuschuss pro Karte 83,69 Euro drauf. Das macht pro Jahr bei fünf Besuchen zu zweit 837 Euro, die das Elternpaar nicht bezahlen muss.

 


Der ermäßigte Jahresbeitrag in der Münchner Stadtbibliothek für ein Kind liegt bei zehn Euro. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
 

Tochter Lisa

Die siebenjährige Lisa nimmt Geigenunterricht bei der Städtischen Sing- und Musikschule. Im "Tarif B" zahlen ihre Eltern dafür 516 Euro im Jahr. Die Stadt sponsert Lisas Unterricht jährlich zusätzlich mit 446,75 Euro – diesen Betrag sparen sich also die Eltern. Außerdem leiht sich das Mädchen in der Münchner Stadtbibliothek gerne viele Bücher und Filme aus. Der ermäßigte Jahresbeitrag für ein Kind kostet zehn Euro.

Würde die Stadt diese Beiträge nicht bezuschussen, müssten die Eltern pro ausgeliehenem Buch oder Film oder für jede Leih-CD 3,63 Euro drauflegen. Das wären bei 100 Medien im Jahr (beispielsweise also zwei Büchern die Woche) 36 Euro zusätzlich. Dieses Geld spart sich also die Familie.

Sohn Luis

Weil die Eltern beide in Vollzeit arbeiten, wird der kleine Bub über neun Stunden täglich in einer städtischen Kinderkrippe betreut. Noch müssen seine Eltern dafür monatlich 421 Euro bezahlen. Ab September aber greift die neue Kita-Gebührenregelung der Stadt, mit der die Krippen je nach dem Einkommen der Eltern drastisch billiger werden.

Für die Beispiel-Familie "Kindl" nehmen wir Folgendes an: Die Mutter ist Wirtschaftsingenieurin, der Vater Grafiker; ihr gemeinsames Brutto-Jahreseinkommen liegt bei rund 110.000 Euro. Damit fallen sie nach der neuen Regelung in die Einkommensstufe 5 (über 80.000 Euro brutto pro Jahr) und müssen im Monat dann nur noch 162 Euro zahlen. Sie sparen pro Jahr künftig also satte 3.108 Euro.

 


Die Tageskarten im Tierpark Hellabrunn kosten zwischen sechs und 33 Euro. Foto: Felix Hörhager/dpa


Mutter Anna

Ein Vollzeitjob, zwei Kinder und der Haushalt – ganz schön viel Stress für unsere Beispiel-Mutter Anna. Zum Ausgleich macht sie Yoga bei der Volkshochschule (zwölf Abende à 90 Minuten) und einen Fotokurs (vier Abende à 90 Minuten). Im Schnitt zahlen Teilnehmer für Münchner VHS-Kurse zwischen null und 346 Euro (je nach Inhalt und Stundenzahl). Dabei sponsert die Stadt München jede Teilnehmer-Doppelstunde mit 4,82 Euro. Im Fall von Anna wären das (für Yoga plus Fotokurs) 80 Euro. Die spart sich Anna.

Familienausflug

Bei den "Kindls" sind die beiden Kinder regelmäßig mit ihren Großeltern unterwegs. Unter anderem gehen sie auch zehn Mal im Jahr zusammen in den Münchner Tierpark und verbringen dort den ganzen Tag mit den Eisbären, Löwen und den vielen bunten Vögeln. Die Tageskarten im Tierpark Hellabrunn kosten zwischen sechs und 33 Euro.

Jedes Zoo-Ticket bezuschusst die Stadt mit 99 Cent pro Besucher. Für die vier Familienmitglieder bedeutet das: Sie sparen beim Tierpark jährlich rund 40 Euro. Rechnet man nur diese aufgezählten Posten zusammen, kommt eine Summe von 5.708 Euro pro Jahr zusammen, die die „Familie Kindl“ nicht aufbringen muss. Das ist immerhin ein Lichtblick im gar so teuren München.

24.000 Kinder kostenlos in der Kita

Das wird wirklich eine finanzielle Erleichterung für Münchens Familien: Ab dem nächsten Schuljahr, das im September 2019 beginnt, werden Kitas deutlich billiger, teilweise sogar kostenlos. Rund 54.000 Kinder in rund 830 städtischen und von der Stadt geförderten Kitas werden davon profitieren. Die Stadt wird dafür jährlich künftig rund 45 Millionen Euro investieren.

Es gibt künftig nur noch fünf Einkommensstufen (statt elf), gestaffelt in 10.000-Euro-Schritten. Eltern, die unter 50 000 Euro brutto im Jahr verdienen, zahlen für Kindergarten, Krippe und Hort dann sogar gar nichts mehr (das gilt bisher nur für Geringverdiener mit Einkommen bis 15.000 Euro). Damit werden rund 24 000 Münchner Kinder kostenlos in die Kita gehen, fast 13.000 mehr als bislang.

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