Theater um die Sanierung des maroden Deutschen Theaters in München
MÜNCHEN - Risse im U-Bahn-Tunnel unterm Deutschen Theater. Bürgermeister Hep Monatzeder ruft alleBeteiligten zu einer Krisensitzung zusammen
Was läuft bei der Sanierung des Deutschen Theaters schief?“ Das will die CSU nach dem AZ-Bericht über die erst jetzt erkannten massiven Bauprobleme wissen. Das Baureferat und die Deutsche Theater Grund- und Hausbesitz-Gesellschaft schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu.
Seit mehreren Jahren wird die 79.5 Millionen Euro teure Totalsanierung des Deutschen Theaters (einschließlich der Nebenbauten) vorbereitet. Im Juli vorigen Jahres war Baubeginn, Ende 2011 sollte alles fertig sein. Dieser Termin ist wohl nicht mehr zu halten.
Denn bei den jahrelangen Vorplanungen (auch des Baureferats) hat sich anscheinend niemand um die U-Bahnröhre unter dem Areal gekümmert. Erst jetzt, mitten im Bau, fiel bei einer Routinekontrolle der Stadtwerke im Tunnel unter dem Areal eine „verstärkte Rissbildung“ auf. Wasser dringt ein. Die „Standsicherheit und die Gebrauchsfähigkeit“ des Tunnels „ist aber uneingeschränkt gegeben“, so Stadtwerkesprecherin Bettina Hess zur AZ.
Es wird tiefer gegraben als erlaubt ist
Die Stadtwerke haben daraufhin das Baureferat informiert. Ein Statiker stellte fest: Es darf nicht mehr als vier Meter unter der Oberfläche abgegraben werden, und die alte Belastung darf nicht überschritten werden (maximal 16315 Kilo je Quadratmeter).
Aber beide Grenzen werden nach den Bauplänen überschritten, ärgert sich die Deutsche Theater Grund- und Hausbesitz-Gesellschaft. So ist geplant, bis zu einer Tiefe von zwölf Metern zu graben – dreimal so tief. Die Auflagen kämen einem „faktischen Baustop“ in einigen Bereichen gleich. So werden jetzt alle Arbeiten zurückgestellt, die in diesem sensiblen Bereich geplant waren. Auch alle weiteren Ausschreibungen werden vorerst zurückgehalten.
Bürgermeister Hep Monatzeder hat diese Woche die Beteiligten zu einer Krisensitzung gerufen. Da steht jetzt Aussage gegen Aussage. Das Baureferat erklärt: Der Bauträger habe die Verantwortung, wenn er auf einer U-Bahnröhre baut. Und: „Eine Vorabklärung ist nicht erfolgt.“ Das Baureferat habe auf statische Probleme hingewiesen. Außerdem habe es erst im April erfahren, dass unter dem Kellerboden gegraben werden sollte – also tiefer als vier Meter.
Das Deutsche Theater macht dem Baureferat Vorwürfe
Der Bauherr kontert: Seit März 2008 seien das Baureferat und alle erforderlichen Stellen in die Planung einbezogen. Aber der Bauherr sei erst Ende April über Einschränkungen und Auflagen informiert worden, die nötigenfalls eine Umplanung nötig machen.
Es habe auch mit dem Vorbescheid im Mai 2008 und bei den Teilgenehmigungen im Februar und März diesen Jahres keine Hinweise gegeben.
Die CSU-Stadträte Hans Poliruk und Richard Quaas fragen OB Ude: „Wer hat hier die Verantwortung? Sie wollen wissen: Zu welchen Verzögerungen kann oder wird es kommen? Ist der Fertigstellungstermin Ende 2011noch haltbar? Welche Kostensteigerungen drohen? Wie viele Firmen haben bereits Zuschläge erhalten und könnten nun Ansprüche erheben? Und: Gibt es weitere Bauvorhaben, bei denen ähnliche Probleme drohen, weil die Voruntersuchungen U-Bahn-Linien nicht berücksichtigt haben?
Willi Bock
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