Terminal 3: Hier wird der Passagier ferngesteuert

Flughafen - Es ist 12.05 Uhr. Gerade sind wir mit dem Flieger aus Istanbul am Terminal 3 in München gelandet. Eile ist geboten, der Anschlussflug nach Chicago ist für 12.45 Uhr angesetzt. Eine Busfahrt übers Rollfeld bleibt allen zum Glück erspart – am neuen Terminal steigt man ausschließlich über die fingerähnlichen Verbindungsbrücken ein und aus.
Der gläserne Gang führt zur Rolltreppe und die direkt auf die Ebene 6. Woandershin schlüpfen? Unmöglich im voll automatisierten Leitsystem. Auch die Aufzüge fahren nur diese Ebene an, sie wissen quasi, dass mein Flug aus Istanbul gekommen ist. So steht es zumindest im Script: Ich bin heute kein echter Passagier sondern Teil einer Testgruppe, die in verschiedenen Szenarien der Ablauf am neuen Terminal durchspielt.
In meiner Rolle als Durchreisende aus Istanbul bin ich offiziell noch „unclean“, das heißt: aus einem Nicht-Schengen-Land eingereist. Die EU verlangt außerdem andere Sicherheitsstandards. Am Terminal müssen also erst unsere Taschen durch die Kontrolle – und wir auch: In einer eigenartigen Körperhaltung warte ich, bis der Bodyscanner mich abgesegnet hat und der Sicherheitsmann mir erlaubt, den Schengenraum zu betreten.
Jetzt aber fix weiter zum Gate L23. Wo ist das bloß? Auf den großen Schildern steht bloß „G,H,J“. Na dann, eben fragen. Die Dame vom Terminalpersonal zeigt mir das etwas klein geratene Schild mit dem Pfeil zu meinem Gate. Dort angekommen, muss ich gleich nochmal durch die Sicherheitskontrolle. Den Amerikanern wiederum langen nämlich unsere Standards nicht. Gerade noch so erreiche ich meinen Flieger...
Bereits seit einigen Wochen lassen die Prüfer freiwillige Testpersonen Passagier spielen. Dabei sollen der Ablauf, die Technik und die Software auf Fehler überprüft werden. „Das zu kleine Hinweisschild zu Gate L schreiben wir uns heute Abend sicher auf die Liste“, verspricht Matthias Stein, Projektleiter der Lufthansa am Satellit.
Etwa 100 Probepassagiere steigen heute um. Einige sind extra aus Hamburg angereist, um den Testlauf live mitzuerleben. Mit dabei ist auch Andrea Grassmann aus München. Sie findet die Abläufe besonders spannend: „Ich bin in echt noch nie geflogen. Ich bin überrascht, wie frei man sich doch bewegen kann und wie dieses Riesenunternehmen funktioniert.“, schildert sie ihre Eindrücke.
Bei der Abwicklung sind alle Partner vor Ort: Bundespolizei, Bodenpersonal der Lufthansa, das Luftamt Süd, Zollbeamte und Angestellte des Flughafens sind da in der Testphase, gegebenenfalls müssen sie Nachbesserungen machen. In einem Szenario wartet der Zoll mit Drogenspürhund Pitt auf die ankommenden Passagiere. Der Hund besteht trotz der Aufregung – und bellt, als die „Schmugglerin“ an ihm vorbeigeht.
„Das ist bereits der fünfte Testlauf, die aufkommenden Probleme werden immer weniger und detaillierter“, zeigt sich Philipp Ahrens, Projektleiter der Flughafen München GmbH (FMG), zufrieden. Am morgigen Donnerstag wird es allerdings noch einmal spannend – dann findet der Massentest mit 500 falschen Passagieren statt.
Entwickelt wurden die Probeläufe von der ORAT (Operational Readiness and Airport Transfer) einem Beratungsunternehmen der FMG, das auf der ganzen Welt Flughäfen testet. Am Terminal 3 ist quasi Heimspiel.
Am 26. April, also in drei Monaten, soll der Betrieb aufgenommen werden – mit voller Auslastung. Um rund 11 Millionen Passagiere jährlich kann der Satellit das „alte“ Terminal 2 entlasten. Freilich nur, wenn alles glatt läuft... Mein Fazit als Testpassagier: Lafft scho! Und das Geschnetzelte als Dank für’s stundenlange Durchreisen hat den Test auch bestanden.