Termin-Absagen: Wer lässt sich mit Astrazeneca impfen?

Im Landkreis sagten etwa 15 Prozent einen Termin ab, weil sie den Impfstoff mit dem schlechten Ruf nicht wollten. In der Stadt geht es erst jetzt los.
von  Christina Hertel
Im Impfzentrum in Riem gibt es eine separate "Impfstraße" für Astrazeneca, auch das Anmeldesystem musste angepasst werden.
Im Impfzentrum in Riem gibt es eine separate "Impfstraße" für Astrazeneca, auch das Anmeldesystem musste angepasst werden. © Peter Kneffel/dpa

München - Gerhard Bieber verbringt gerade viel Zeit damit, Studien zu lesen. Er ist Pressesprecher bei den Johannitern, die das Impfzentrum in Oberhaching im Landkreis München leiten. Seit gut zwei Wochen impfen die Ärzte dort auch den Wirkstoff von Astrazeneca, der unter einem Imageproblem leidet.

Bieber: "Nur mit Fakten kann man den Leuten die Skepsis nehmen"

Laut Bundesgesundheitsministerium sind in Deutschland zwar etwa 1,4 Millionen Dosen des Wirkstoffs geliefert worden. Doch nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden bis Dienstag nur rund 239.000 Dosen gespritzt. Ein Grund dafür könnte sein, dass Menschen Vorbehalte gegen den Impfstoff haben, der nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen ist.

Auch Gerhard Bieber spürte in Oberhaching die Vorbehalte. Er ist deshalb überzeugt: "Nur mit Fakten kann man den Leuten die Skepsis nehmen." Deshalb erzählen die Ärzte in Oberhaching von Studien aus Schottland, wonach der Impfstoff besser als sein Ruf sein soll.

Trotzdem sagten laut Landratsamt 15 Prozent einen Impftermin ab. "Einen neuen bekommen sie erst einmal nicht", sagt eine Sprecherin des Landratsamts. Wer als Nächstes an der Reihe ist, entscheide ein Algorithmus der Registrierungssoftware Bayimco. Auch darauf, welchen Impfstoff sie bekomme, habe eine Kommune keinen Einfluss.

12.700 Impfdosen Astrazeneca in München angekommen

Offensichtlich wird der Impfstoff recht unterschiedlich verteilt. Denn anders als im Landkreis war in der Stadt das Impfen mit Astrazeneca erst ab Ende dieser Woche geplant. Bis jetzt wurde in der Stadt vor allem der Impfstoff von Biontech verwendet. Von den rund 100.000 Impfdosen, die die Stadt bisher erhalten hat, machte er mehr als 80 Prozent aus. Inzwischen kamen 12.700 Dosen von Astrazeneca an. Laut Gesundheitsreferat beginnt die Stadt Ende dieser Woche damit, ihn zu verimpfen.

Astrazeneca-Impfungen: Umbauten in Riem

Warum die Stadt damit nicht sofort begonnen hat? "Es mussten organisatorische Änderungen vorgenommen werden", antwortet das Gesundheitsreferat darauf. Zum Beispiel mussten im Impfzentrum in Riem Umbauten vorgenommen werden. Für jeden Impfstoff gibt es dort nun eine separate "Impfstraße". Auch das Anmeldesystem musste angepasst werden. Denn Astrazeneca-Impflinge erhalten einen anderen Aufklärungsbogen.

Bieber: "Je länger das Impfen dauert, desto länger dauert auch die Pandemie"

Einen Plan, wie die Stadt damit umgehen möchte, falls nun viele ihren Termin absagen, gibt es nicht. Das Gesundheitsreferat weist aber darauf hin, dass kein Impfstoff verfalle. Denn der von Astrazeneca ist mehrere Monate lang haltbar.

"Doch je länger das Impfen dauert, desto länger dauert auch die Pandemie", sagt Bieber von den Johannitern. Das sieht auch der Arzt und CSU-Stadtrat Hans Theiss so. Er schlägt vor, dass die Stadt Pläne erarbeitet, um mobilen Menschen, etwa jungen Lehrern, schnell Bescheid zu sagen, dass sie an der Reihe sind.

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