Teppich-Trick! Seniorin abgezockt
Eine Oma und ihr Enkel betrügen die Frau um 81.150 Euro. Dafür müssen sie jetzt in Haft.
MÜNCHEN Sie können weder lesen noch schreiben. Dafür verfügen Oma Szarlota K. (64) und ihr Enkel Daniel K. (24) über ein unglaubliches Talent: Mit Lügengeschichten zockten sie bei einer einsamen Rentnerin viel Geld ab.
Mit dem „Teppich-Trick“ haben sie die Münchnerin Ursula L. (84) um 81150 Euro betrogen. Jetzt standen Oma und Enkel wegen Betruges in einem besonders schweren Fall vor einem Münchner Schöffengericht. Als Daniel K. in Vorführfesseln von der Justizwache in den Saal 219 geführt wurde, heulte der aus Mannheim angereiste Familien-Clan wie auf Knopfdruck los. Auch die vier Kinder des Angeklagten saßen in den Zuschauerreihen.
Darunter auch die siebenjährige und schulpflichtige Tochter des Teppichbetrügers. Mit der Schule hatte bereits der Papa nicht viel am Hut: „Ich bin nur zwei Jahre zur Schule gegangen. Die Familie ist immer gereist.“ Für die Tat entschuldigten sich die Angeklagten.
Und so lief ihr Trick: Daniel K. rief die allein stehende Rentnerin an, verwickelte sie ein Teppichverkaufsgespräch. Am Telefon behauptete er, dass er von der Firma „ARO“ sei und „Terani“ heiße. Die Firma ist der Rentnerin bekannt gewesen, weil sie dort schon einmal einen Teppich gekauft hat.
Sie war an einem neuen Teppich interessiert. Mehrmals hat Daniel K. seine Oma zur Rentnerin von Mannheim nach München (350 Kilometer) gefahren. Die Oma hat die Frau, die kaum noch soziale Kontakte hat, in Gespräche verwickelt und log, dass der Teppich bald käme, wenn die Seniorin in Vorkasse gehen würde.
Später vertröstete Daniel K. die Rentnerin immer wieder am Telefon mit erfundenen Geschichten, die alte Frau sollte weiter Bargeld nachschießen. Was sie auch tat. Einmal rief er als „Rechtsanwalt Fischer“ an, erzählte:„Terani liegt mit abgeschnittener Zunge und Fingern im Krankenhaus!“
Sie bekäme ihr bereits gezahltes Geld mit Zinsen und dem Teppich zurück, wenn sie noch einmal einen winzigen Betrag zahlen würde. Das kam Ursula L. merkwürdig vor.
Sie rief die Polizei an. Über die Handydaten stieß man auf Daniel K. 15000 Euro wollte die angereiste Familie, die angeblich von Hartz IV lebt, als Wiedergutmachung erst nur zahlen. Als die Staatsanwaltin eine Gefängnisstrafe gefordert hat, legte der Opa in der Pause noch 10000 Euro drauf.
Das Bündel zog er aus der Hosentasche, gab es Anwalt Alexander Eberth. Es half aber nichts: Daniel K. muss 31 Monate und seine Oma 27 Monate ins Gefängnis. Außerdem müssen sie den Schaden zurückzahlen.
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